Panzerfische waren die Ersten Sex gibt es seit 400 Millionen Jahren
20.10.2014, 16:17 Uhr
Die Forscher gehen davon aus, dass Panzerfische die ersten Tiere mit innerer Befruchtung waren.
(Foto: imago stock&people)
Bei der Untersuchung urzeitlicher Panzerfische erlangen Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die erste geschlechtliche Fortpflanzung. Die Fossilien legen nahe, dass die Evolution des Sex' wohl anders verlief als bisher angenommen.
Die Befruchtung im Mutterleib könnte es weit länger geben als bisher angenommen. Strukturen von Fossilien einiger Panzerfische wiesen darauf hin, dass diese kopuliert haben könnten, berichten Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature". Panzerfische hätten damit vor etwa 400 Millionen Jahren die Sexualität erfunden.
Panzerfische sind eine ausgestorbene Gruppe fischähnlicher Wirbeltiere mit Kiefern. Sie lebten vor rund 420 bis 360 Millionen Jahren, zunächst in Süßwasser, später auch im Meer. Kopf und Rumpf der Tiere waren mit Knochenplatten gepanzert.
Penis für Flosse gehalten
Die Forscher um John Long von der Flinders University in Adelaide hatten Fossilien sogenannter Antiarchi untersucht, einer Untergruppe der Panzerfische aus dem mittleren und späten Devon. Männchen hatten demnach spezielle penisartige Flossen für die Kopulation, Weibchen dazu passende lamellenartige Strukturen. Zuvor seien die Fortsätze der Männchen als modifizierte Bauchflossen gedeutet worden.
Der Vergleich verschiedener Arten weise darauf hin, dass Kopulation und innere Befruchtung unter den Panzerfischen schon weit verbreitet waren, schreiben die Forscher, die bei Untersuchungen zuvor schon zu ähnlichen Ergebnissen gekommen waren. So entdeckten sie Embryonen in einem Panzerfisch-Fossil der Art Incisoscutum ritchiei. Als sicherer Befund seien die Ergebnisse aber nach wie vor nicht zu werten, weitere Analysen müssten folgen.
Ein neuer Evolutionsweg
Aus den Panzerfischen entstanden die Knorpel- und die Knochenfische sowie schließlich auch Amphibien, Reptilien, Vögel und Säugetiere. Die innere Befruchtung könnte vor der äußeren entstanden sein, schreiben die Forscher. Ein Evolutionsweg, der bisher als unplausibel gilt: Die effizienteren Lebendgeburten werden als fortschrittlichere Methode der Fortpflanzung angesehen.
Heute lebende Fische vermehren sich meist über äußere Befruchtung: Eizellen und Samen werden ins Wasser abgegeben. Ihre Verschmelzung wird dabei weitgehend dem Zufall überlassen. Alle Landwirbeltiere, aber auch Haie und manche Insekten pflanzen sich über innere Befruchtung fort. Ein möglicher Evolutionsweg könnte gewesen sein, dass sich heutige "Eierleger" aus Eier legenden Panzerfischen und nicht aus deren kopulierender Verwandtschaft entwickelten.
Quelle: ntv.de, lst/dpa