Wissen

Meist bei U-Boot-Übungen Sonar stresst Wale

Wale werden einer Studie des britischen Militärs zufolge durch die Sonarsignale von U-Booten gestresst. Die Tiere hörten auf zu tauchen und zu fressen, hieß es in einer Veröffentlichung des Internet-Angebots des Journals "Nature". Es beruft sich auf eine unveröffentlichte Militärstudie aus dem Jahr 2007, die laut britischem Gesetz (Freedom of Information Act) auf Anfrage ausgehändigt werden musste.

Außer zahlreichen Wissenschaftlern und Umweltschützern hatte auch die US-Marine bereits Bedenken wegen der Auswirkungen von Schallwellen auf Meeressäugetiere. Nach mehreren U-Boot-Übungen waren massenweise Wale gestrandet. Aus diesem Grund hat die US-Marine nun eingewilligt, den Einsatz von Sonar-Geräten aus Rücksicht auf Wale und andere Meerestiere künftig zu begrenzen. Ein Gericht in San Francisco habe eine entsprechende Einigung zwischen der Marine und Umweltschützern nach einem jahrelangen Gerichtsstreit angenommen, berichtete der "San Francisco Chronicle". Umweltschützer argumentieren, dass die Sonar-Beschallung Meeresbewohner in Panik versetzt, ihre Orientierung stört und damit auch zum Stranden von Walen führen kann.

Zu schnell aufgetaucht

Zu ähnlichen Schlüssen kamen 2003 britische und spanische Forscher. Sie hatten mehrere Schnabelwale untersucht, die 2002 nach Marinemanövern an den Stränden zweier Kanaren-Inseln verendet waren. Die Tiere zeigten Symptome der zuvor bei den Meeressäugern unbekannten Taucherkrankheit, berichteten die Forscher im Journal "Nature". Möglicherweise ließen Sonarsignale von Kriegsschiffen die Wale zu schnell auftauchen.

Durch die dabei entstehenden Druckänderungen kommt es zu kleinen Bläschen von im Blut gelösten Gasen, die Blutgefäße verstopfen und Gewebe schädigen können. Der neuen Untersuchung des britischen Militärs zufolge tötet der niederfrequente Schall der Marine die Wale zwar nicht direkt, zwinge sie aber zu veränderten Verhaltensweisen und schädige auf diese Weise die Tiere. "Schnabelwalarten scheinen in der Umgebung von aktiven Sonarsendern aufzuhören, zu singen und nach Futter zu suchen", heißt es laut "Nature" in dem Report. Auch die Jungen würden nicht mehr gefüttert. Hunger und Tod könnten die Folge sein.

Gesänge werden weniger

"Aktiver Sonar gibt Energie in den Ozean ab, und es gibt Indizien, die darauf hinweisen, dass dies einen Effekt auf Meeressäugetiere haben kann", teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Die Forscher hatten während des U-Boot-Manövers "Operation Anglo-Saxon 06" die Gesänge der Wale mit mehreren Unterwassermikrofonen aufgenommen. Während der Übung nahm die Zahl der Aufnahmen von mehr als 200 auf weniger als 50 ab.

Bei dem Manöver wurden laut "Nature" zwei atombetriebene U-Boote von mindestens vier Kriegsschiffen verschiedener Nationen gejagt, vermutlich in den Gewässern rund um die Bahamas. Auf einer Fachkonferenz im Juli hatten Wissenschaftler bereits berichtet, dass Schnabelwale auf Sonare – wenn auch in abgeschwächter Form – genauso reagieren wie auf den Ruf von Orcas, die Jagd auch auf Wale machen.

"Wir wissen, dass Sonar mit den Strandungen im Zusammenhang steht, aber wir kennen nicht den Auslöser der Ereigniskette von der Sonareinwirkung bis zur Strandung", sagte Peter Tyack von der Woods Hole Oceanographic Institution im US-Bundesstaat Massachusetts. Sonarwellen sind laute Schallwellen, die vom Militär zum Aufspüren feindlicher U-Boote eingesetzt werden.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen