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Taucherglocken wie Kiemen Spinnen einen Tag unter Wasser

Eine männliche Argyroneta aquatica.

Eine männliche Argyroneta aquatica.

(Foto: Norbert Schuller/Wikipedia)

Wasserspinnen weben an Land ein Netz, in dem sie eine Luftblase lagern. Es entsteht eine Art Taucherglocke, die ihnen ermöglicht, länger als einen Tag unter Wasser zu atmen. Forscher untersuchen, wie es den Tieren gelingt, selbst unter schwierigen Bedingungen ihren Sauerstoffhaushalt aufrecht zu erhalten.

Wasserspinnen setzen ihre Taucherglocke unter Wasser ähnlich wie Kiemen ein. Damit entziehen sie dem Wasser Sauerstoff und können so länger als einen Tag abtauchen. Das berichten Stefan Hetz von der Humboldt-Universität in Berlin und sein Kollege Roger Seymour von der Universität im australischen Adelaide im "Journal of Experimental Biology".

Wasserspinnen weben an Land ein Netz, in dem sie eine Luftblase lagern und dann mit sich unter Wasser ziehen. So entsteht eine Art Taucherglocke, die es den Tieren ermöglicht, unter Wasser zu atmen. Die Wissenschaftler entdeckten jetzt, dass dieses Prinzip effizienter ist als bislang vermutet. Aus dem umgebenden Wasser gelangt zusätzlicher Sauerstoff über die Oberfläche in die Blase.

Sauerstoffhaushalt bleibt aufrecht

Das Team schaffte für seine Versuche ein anspruchsvolles Umfeld für die seltenen Spinnen. Die Gegebenheiten im Labor waren einem stillen Teich an einem heißen Sommertag nachempfunden: Das Wasser war also besonders sauerstoffarm. Mit einem Messgerät, das Hetz und Seymour in die Glocke pieksten, bestimmten die Wissenschaftler den Sauerstoffverbrauch der Wasserspinnen. Dabei stellten sie fest, dass die Tiere ihren Sauerstoffhaushalt selbst unter schwierigen Bedingungen aufrecht erhalten. Diese Fähigkeit verdanken sie einem niedrigen Stoffwechsel.

Die beiden beobachteten zudem, dass die Glocke während eines jeden Tauchgangs kontinuierlich schrumpft. Die Erklärung dafür: Stickstoff, der etwa 78 Prozent der Atmosphäre ausmacht, löst sich chemisch im umgebenden Wasser. Damit verschwindet er aus der Glocke. Mit ihr schrumpft auch ihre Oberfläche, und weniger Sauerstoff gelangt hinein.

Deshalb sind die Wasserspinnen nach etwa einem Tag gezwungen, wieder an die Oberfläche zu schwimmen – bislang war man davon ausgegangen, dass dies schon nach etwa 20 Minuten nötig sei. Seymour wertet das als sehr positiv für die Spinnen: "Wenn sie seltener an die Wasseroberfläche müssen, um ihre Glocke zu erneuern, schützt sie das vor Feinden und vermeidet, dass mögliche Beutetiere gewarnt werden."

Quelle: ntv.de, dpa

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