Aids-Virus ausgebremst Spritze schützt monatelang vor HIV-Infektion
07.03.2014, 11:08 Uhr
Modell eines HIV-Virus: Der Wirkstoff GSK744 blockiert ein bestimmtes Enzym und verhindert so, dass HIV sein Erbgut in die Zellen seines Wirtes einbauen kann.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Vor allem für besonders HIV-gefährdete Menschen wäre es ein Fortschritt: Statt täglich Tabletten schlucken zu müssen, könnte eine Depotspritze sie monatelang vor einer Ansteckung schützen. Dass diese Form der Prävention funktioniert, zeigt eine Studie an Affen.

Die Makaken waren nach Verabreichung des Medikaments mehrere Wochen lang vor dem HIV-Virus geschützt.
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Eine sogenannte Präexpositions-Prophylaxe, also die vorbeugende Gabe von Medikamenten, soll Menschen mit erhöhtem HIV-Ansteckungsrisiko - etwa Partner von Aids-Patienten - vor einer Infektion schützen. Allerdings müssen sie dazu täglich Tabletten nehmen, schreiben um David Ho von der Rockefeller University in New York im Fachblatt "Science". Viele halten das langfristig nicht durch, bei unregelmäßiger Einnahme aber leidet die Wirksamkeit der Prophylaxe erheblich. Eine Depotspritze für mehrere Monate könnte den Schutz erheblich verbessern - zumindest bis es eine wirksame HIV-Impfung gibt.
Ho und sein Team testeten den Wirkstoff GSK744, der dem kürzlich zugelassenen HIV-Medikament Dolutegravir gleicht. Er hemmt ein Virusenzym und verhindert, dass sich der Erreger vermehrt. Acht Makaken bekamen das Mittel zweimal im Abstand von vier Wochen. Dann erhielten sie jede Woche eine Dosis SHIV - einen Virustyp, der Teile des HI-Virus und des Affenerregers SIV enthält.
Neun Wochen sicher vor Infektionen
In den folgenden neun Wochen stellten die Forscher bei keinem Tier eine Infektion fest. Dagegen infizierten sich alle Kontrolltiere, die das Mittel nicht bekommen hatten. Ein zweites Experiment ermittelte, wie lange die Wirkung der Spritze anhielt. Erwartungsgemäß sank der Schutz mit nachlassender Konzentration des Wirkstoffs im Plasma. Im Durchschnitt infizierten sich die Tiere nach etwa zehn Wochen. Da das Mittel bei Affen besonders schnell abgebaut wird, gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Wirkung beim Menschen länger anhält. Für einen wirksamen Schutz reiche eine Spritze alle drei Monate aus, schreiben sie.
"Das ist das Aufregendste, was ich derzeit von HIV-Präventionsstudien kenne", betonte der Virologe Robert Grant von der University of California in San Francisco, der an der Untersuchung nicht beteiligt war, laut einem Bericht von "Science"-Korrespondent Jon Cohen. Philip Johnson von Children’s Hospital in Philadelphia (US-Staat Pennsylvania) gibt jedoch zu bedenken, dass auch ein Depotpräparat wie GSK744 im Laufe eines Lebens unzählige Male verabreicht werden müsse. Er selbst arbeitet an einer Gentherapie, bei der ein Virus genetisch so verändert wird, dass es ständig einen Antikörper gegen HIV bildet. "Unser Ziel ist: Eine Spritze, ein Zusammentreffen, und das war’s."
Quelle: ntv.de, sni/dpa