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Aus menschlichem Fötus Stammzellen ins Gehirn gespritzt

Das riesige Modell eines menschlichen Gehirns im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.

Das riesige Modell eines menschlichen Gehirns im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden.

(Foto: picture-alliance/ ZB)

Mit einer umstrittenen Methode prüfen Ärzte, ob ins Hirn gespritzte Stammzellen zur Regeneration von Hirnzellen beitragen können, die bei einem Schlaganfall beschädigt wurden. Ob und wie dieses Verfahren wirkt, müssen Patienten und Ärzte abwarten. Insgesamt soll sie bei weiteren zwölf Schlaganfallpatienten erprobt werden. Die Stammzellen stammen von einem abgetriebenen Fötus.

Britische Mediziner haben in Glasgow erstmals einem Schlaganfallpatienten Stammzellen direkt ins Hirn gespritzt. Das Team um den Mediziner Keith Muir will den Mann nun zwei Jahre lang beobachten. Er sei inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen. Ob und was die Therapie nützt, ist allerdings noch unklar. Die Ärzte hoffen, dass die Stammzellen dem Hirn bei der Regeneration helfen.

In dieser Pilotstudie wollen die Forscher herausfinden, ob durch die Injektion von Stammzellen geschädigte Hirnarreale behandelt werden können. Die Therapie soll insgesamt an bis zu zwölf weiteren Patienten erprobt werden, die einen sogenannten ischämischen Hirninfarkt erlitten haben. Dieser Infarkt ist die häufigste Form des Schlaganfalls, bei dem ein verschlossenes Blutgefäß verhindert, dass die Zellen mit Sauerstoff versorgt werden können. Je länger dieser Zustand anhält, desto mehr Nervenzellen können absterben.

Ethisch umstrittenes Verfahren

Eine mikroskopische Aufnahme maßgeschneiderter Nervenzellen, sogenannter Motor-Neuronen.

Eine mikroskopische Aufnahme maßgeschneiderter Nervenzellen, sogenannter Motor-Neuronen.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Abgestorbenes Hirngewebe mit Stammzellen zu ersetzen ist eine vielversprechende Technik. Sie könnte dabei helfen, einige durch einen Schlaganfall entstandene Schäden rückgängig zu machen", sagte Sharlin Ahmed, der Forschungsbeauftragte der britischen Vereinigung zur Verhinderung von Schlaganfällen.

Das Verfahren ist jedoch ethisch höchst kontrovers: Für die Behandlung nutzen die Mediziner Zellen aus einem menschlichen Fötus, der laut der Zeitung "Independent" im Alter von zwölf Wochen im US- Bundesstaat Kalifornien abgetrieben worden war. Das für die Aufbereitung dieser Zellen zuständige britische Biotech-Unternehmen ReNeuron gibt an, alle nötigen Genehmigungen der Aufsichtsbehörden vorliegen zu haben.

Routine noch lange nicht in Sicht

Falls die Pilotstudie erfolgreich ist, könnten größere Versuchsreihen durchgeführt werden. Aber ob und wann die Behandlung mit Stammzellen Routine werden kann, ist noch nicht absehbar. Es gebe jedoch Anlass zu "vorsichtigem Optimismus", sagte der Genetiker Darren Griffin von der Universität von Kent.

Vor zwei Jahren hatten Hannoveraner Ärzte erstmals einem Schlaganfallpatienten Stammzellen ins Hirn eingesetzt. Bei dem damals verwendeten Verfahren blieben die Stammzellen jedoch in einer Art Teebeutel eingeschlossen und wurden nach zwei Wochen wieder entfernt. Sie sollten lediglich Eiweißstoffe freisetzen, die die körpereigene Regeneration anregen.

Quelle: ntv.de, dpa

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