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Riesiger "Zwilling", etliche Tempel Stonehenge birgt Überraschungen

"Die Funde werden unsere Sichtweise auf Stonehenge völlig verändern", sagte Co-Projektleiter Vincent Gaffney.

"Die Funde werden unsere Sichtweise auf Stonehenge völlig verändern", sagte Co-Projektleiter Vincent Gaffney.

(Foto: imago/IPON)

Eine noch nie dagewesene Untersuchung des Untergrunds um die Kultstätte Stonehenge in England fördert Unglaubliches zutage. Der Steinkreis hatte einen riesigen "Zwilling" - und nicht nur das.

Die jungsteinzeitliche Kultstätte Stonehenge in England war neuesten Erkenntnissen zufolge von einer Vielzahl bislang unbekannter Tempel, Grabstätten und Schreinen umgeben. Durch den Einsatz eines "Röntgen-Radars", der den Boden bis zu einer Tiefe von vier Metern durchleuchten kann, fanden die Forscher gut drei Kilometer nordöstlich von Stonehenge außerdem einen großen "Zwilling" des weltberühmten Steinkreises. "Die Funde werden unsere Sichtweise auf Stonehenge völlig verändern", sagte Co-Projektleiter Vincent Gaffney von der Universität von Birmingham.

US-Präsident Obama erfüllte sich zuletzt nach dem Nato-Gipfel in Wales mit dem Besuch von Stonehenge einen lange gehegten Wunsch.

US-Präsident Obama erfüllte sich zuletzt nach dem Nato-Gipfel in Wales mit dem Besuch von Stonehenge einen lange gehegten Wunsch.

(Foto: Reuters)

Zusammen mit Wissenschaftlern vom Wiener Ludwig-Boltzmann-Institut fanden die britischen Forscher eine 330 Meter lange Reihe aus über 50 großen Steinen, die direkt am Rand von Stonehenge unter der Erde liegen. "Bis jetzt hatten wir absolut keine Ahnung, dass die Steine da sind", sagte Gaffney gegenüber der britischen Zeitung "The Independent".

Die Aufnahmen legen nah, dass jeder Stein rund drei Meter lang und anderthalb Meter breit ist und horizontal unter der Erde liegt. Es ist jedoch auch denkbar, dass die Steine ursprünglich aufrecht standen, so wie es die Bestandteile von Stonehenge noch heute tun.

Strukturen bis zu 6000 Jahre alt

Errichtet wurde die Struktur Schätzungen zufolge um 2500 vor Christus. Sie ist offenbar Teil einer größeren, C-förmigen Anlage, die ansonsten aus künstlich geschaffenen Hügeln bestand. Die 330 Meter lange und über 400 Meter breite Anlage lag genau gegenüber des Flusses Avon. Später wurde das "C" zu einem ganzen Kreis geschlossen. Die "Durrington Walls" genannte Anlage war die größte ihrer Art in ganz Großbritannien und rund zwölfmal größer als Stonehenge selbst.

Die Entdeckung ist Teil einer größeren archäologischen Untersuchung des Untergrundes um Stonehenge, der die britische BBC bald auch eine zweiteilige Dokumentation widmet. Das britisch-österreichische Forscherteam hat rund 6,5 Quadratkilometer durchleuchtet und dabei bislang 60 weitere zuvor unbekannte Monumente in unmittelbarer Nähe zu Stonehenge entdeckt. Einige der Entdeckungen sollen bis zu 6000 Jahre alt sein, "Dies zeigt, dass Stonehenge bei weitem nicht alleine war, was die Tempel und Schreine betrifft", sagte Gaffney.

Die Untersuchungsmethode "Magnetometrie" wurde niemals zuvor in solch einer Größenordnung angewendet. Insgesamt kamen bei den über vier Jahre laufenden Untersuchungen zwölf verschiedene Techniken zum Einsatz, durch die eine genaue und plastische "Landkarte" des Untergrundes erstellt wurde. Dabei konnte neben den Steinstrukturen auch organisches Material, wie etwa verbranntes Holz in Feuerstellen, erfasst werden.

Quelle: ntv.de, bwe/dpa

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