Mediziner für längere Reanimation Studie: Überlebenschance steigt
05.09.2012, 13:22 Uhr
Im Durchschnitt dauern Wiederbelebungsversuche in Krankenhäusern 20 Minuten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Längere Reanimationsbemühungen sind weitaus erfolgreicher als bislang angenommen. Eine US-Studie empfiehlt Krankenhäusern, Wiederbelebungsversuche bei Patienten mit Herzstillstand länger vorzunehmen als üblich. Die Forscher kritisieren, dass es keine Standards für die Dauer von Wiederbelebungsversuchen gibt.
Wiederbelebungsversuche bei Patienten mit Herzstillstand sollten laut einer neuen Studie länger vorgenommen werden als in Krankenhäusern häufig üblich. Der in der britischen Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlichten Untersuchung zufolge steigt die Überlebenswahrscheinlichkeit von Patienten mit Herzstillstand bei 25-minütigen Reanimationsbemühungen um zwölf Prozent im Vergleich zu Patienten, bei denen Ärzte nur 16 Minuten lang versuchen, das Herz wieder in Gang zu bringen.
Für ihre Studie werteten die Forscher um den Kardiologen Zachary Goldberger von der Universität Washington Daten von mehr als 64.000 Patienten aus 435 US-Krankenhäusern aus, bei denen Herzdruckmassagen angewendet oder Defibrillatoren eingesetzt wurden. Sie stellten dabei fest, dass in Krankenhäusern unterschiedlich lange versucht wird, einen Patienten mit Herzstillstand wiederzubeleben, bevor er für tot erklärt wird. Der Durchschnitt liegt bei 20 Minuten.
Längere Versuche bei jungen Patienten
Die Methoden für eine Herz-Lungen-Wiederbelebung seien recht standardisiert, schreiben die britischen Experten Jerry Nolan und Jasmeet Soar in einem Kommentar zu dem "Lancet"-Artikel. Die Empfehlungen über die Dauer der Wiederbelebungsversuche seien dagegen weniger präzise. Der Präsident der französischen Gesellschaft für Anästhesie und Reanimation, Professor Dan Benhamou, sagte, bei jüngeren Patienten würden die Wiederbelebungsversuche häufig länger durchgehalten.
Frühere Untersuchungen hatten nahe gelegt, dass längere Wiederbelebungsversuche die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Patienten mit Herzstillstand nicht vergrößern. Studien-Autor Goldberger weist dies zurück: "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass eine Verlängerung der Wiederbelebung um zehn oder 15 Minuten das Ergebnis verbessern könnte."
Der Studie zufolge steigt auch das Risiko von Patienten nicht, Hirnschädigungen in Folge eines Sauerstoffmangels zu erleiden, wenn ihr Herz erst nach längerer Wiederbelebung wieder schlägt. In Industriestaaten überlebt jeder fünfte in ein Krankenhaus eingelieferte Patient einen Herzstillstand.
Quelle: ntv.de, AFP