Am besten bei 109 Grad Celsius Super-Enzym verdaut Zellulose
05.07.2011, 16:54 Uhr
Eine heiße Quelle in den USA.
(Foto: pixelio, Peter Reichel)
Der Ursprung eines von Forschern entdeckten Enzyms liegt in einer heißen Quelle in Nevada. Ein sogenanntes Ur-Bakterium, das im heißen Wasser lebt, besitzt den Stoff, der Zellulose in seine Einzelteile zerlegen kann. Das neu entdeckte Enzym ist für die Forscher vor allem wegen der Weiterentwicklung der Biosprit-Herstellung hochinteressant.
Ein kürzlich entdecktes Ur-Bakterium aus einer heißen Quelle in Nevada liefert ein Enzym, das bei 109 Grad Celsius besonders gut Zellulose spalten kann. Diese Substanz ist der Hauptbestandteil von Holz. Viele Forscher wollen Zellulose mit Bakterienhilfe in ihre Zuckerbestandteile zerlegen, um diese dann wiederum mithilfe von Bakterien in Biosprit umzuwandeln. Das Team um Frank Robb von der University of California in Berkeley berichtet im Journal "Nature Communications" von seinen Ergebnissen.
Das Ur-Bakterium wurde aus einer 95 Grad heißen Quelle isoliert und gehört zu einer besonders altertümlichen Gruppe von Lebewesen. Diese sogenannten Archaeen stammen aus einer Zeit, in der kochende Tümpel, salzige Gewässer und heiße Laugen weit verbreitet waren. Das nun beschriebene Enzym ist das bisher hitzetoleranteste. In Biosprit-Fabriken werden minderwertiges Holz, Gräser, Stroh und ähnliche Pflanzenreste zerkocht, damit die sogenannten Zellulase-Enzyme mit dem Zersetzen der energiehaltigen Zellulose beginnen können.
Zusammen mit seinen Kollegen hofft Co-Autor Douglas Clark darauf, in weiteren Archaeen noch weitere Zellulasen zu finden, die sich in industriellen Prozessen – also auch bei hohen Temperaturen – einsetzen lassen. Derart widerstandsfähige Enzyme hätten noch einen weiteren Vorteil: sie wären die einzigen biologisch aktiven Werkzeuge in der Zellulose-Suppe, andere Bakterien wären längst zerkocht. Damit könnten unerwünschte Bakterien kein Material für sich "abzweigen".
Quelle: ntv.de, dpa