100 Fälle in einem Jahr Syphilisausbruch in Aachen
31.05.2006, 13:40 UhrDas Robert Koch-Institut (RKI) beobachtet im Raum Aachen den bundesweit größten Syphilisausbruch unter Heterosexuellen seit 20 Jahren.
Im vergangenen Jahr wurden aus dem Gebiet 100 Syphilisfälle gemeldet, berichtet das RKI in seinem wöchentlichen "Epidemiologischen Bulletin" (Nr. 21/2006, S. 161). Während die Geschlechtskrankheit in Deutschland normalerweise vor allem homosexuelle Männer betrifft, registrierten die Gesundheitsbehörden in Aachen jetzt auch eine starke Häufung bei Frauen. Die Rate der Neuerkrankung lag bei ihnen mit 19 pro 100.000 fast 24 Mal so hoch wie im Bundesdurchschnitt (0,8 Fälle pro 100.000 Frauen).
Der Ausbruch dauert an. Im laufenden Jahr wurden bislang 30 neue Syphilismeldungen registriert. Eine Häufung hatte es bereits 2004 mit 29 Meldungen gegeben. Besonders stark betroffen sind den Angaben zufolge drogenabhängige Frauen, die im Bereich der Prostitution arbeiten. Sie könnten sie sich gegen Freier, die ungeschützten Verkehr wünschten, oft schlechter durchsetzen als professionell arbeitende und nicht drogenabhängige Prostituierte. Infektionsrisiken ergeben sich auch über die gemeinsame Nutzung von Injektionsbesteck beim Drogenkonsum.
Ein früher durch das Aachener Gesundheitsamt verwendetes Merkblatt zur Syphilis wurde überarbeitet und in der Prostituiertenszene verteilt. Da vereinzelte Infektionen in Belgien und den Niederlanden erfolgt seien, wurden benachbarte Gesundheitsbehörden informiert.
Die Syphilis ist eine weltweit verbreitete, chronisch verlaufende Geschlechtskrankheit. Auslöser ist das Bakterium Treponema pallidum, das in der Regel durch Geschlechtsverkehr übertragen wird. Syphilis ist durch Penizillin heilbar. Eine Neuinfektion ist aber auch nach einer Behandlung möglich. Die Syphilishäufigkeit ist in Deutschland laut RKI seit den späten 1970er Jahren zunächst stark rückläufig gewesen, steigt aber seit Ende der 90er Jahre wieder an, was hauptsächlich auf eine Zunahme von Infektionen unter homosexuellen Männern in Großstädten zurückgeht. Syphilisausbrüche unter Heterosexuellen in Osteuropa und auf dem Balkan könnten jedoch auch das Infektionsgeschehen in Deutschland beeinflussen, betont das RKI.
Quelle: ntv.de