Die Invasion der roten Teufel Tasmanische Inseln sollen Kulttiere retten
04.03.2010, 17:32 UhrEin Gesichtskrebs bedroht die tasmanischen Teufel. Die australische Regierung muss schnell reagieren, denn ein Aussterben der Tiere wäre fatal: Sie sind die Löwen von Tasmanien.

Ein Gesichtskrebs bedroht die australischen Beuteltiere.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Wenn Tasmanische Teufel um Aas kämpfen, stoßen sie wilde, schrille Schreie aus. Und wenn sie erregt sind, werden ihre spitzen Ohren feuerrot. In Australien haben die Beuteltiere bereits Kultstatus, sogar eine Comicfigur ist ihnen nachempfunden. Nun bedroht ein Gesichtskrebs ihre Art - in den vergangenen zehn Jahren haben die Tumore vermutlich rund 70 Prozent des Wildbestands ausgelöscht. Deshalb plant die australische Regierung drastische Maßnahmen: Von diesem Jahr an sollen gesunde Tiere auf andere Inseln gebracht werden, um so die nur in Australien vorkommende Art zu retten. Dort könnten die Raubtiere aber verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem haben.
Der Krebs ist ansteckend und wird übertragen, wenn sich die angriffslustigen Tiere im Kampf um Aas oder bei der Paarung gegenseitig beißen. "Er ist zu 100 Prozent tödlich. Wenn sie es bekommen, sterben sie", sagt der Sprecher des Taronga-Zoos in Sydney, Mark Williams. "Im Gesicht brechen überall Wunden auf, die Tiere können nicht mehr fressen, also verhungern sie qualvoll. Es ist eine furchtbare Krankheit."
Sicherungsbestand von 220 Tieren
Zusammen mit anderen australischen Tierparks züchtet der Taronga-Zoo bereits einen Sicherungsbestand von 220 Tieren. Seit die Teufelchen im Mai 2009 zur gefährdeten Art erklärt wurden, denken Fachleute über weitere Maßnahmen nach. Nach Angaben von Andrew Sharman vom Programm zur Rettung Tasmanischer Teufel wird geprüft, inwieweit die größten fleischfressenden Beuteltiere Australiens fragile Ökosysteme anderer Inseln stören könnten.

Ihrem "teuflischen" Ruf verdanken die Tiere ihren Namen.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
So könnten sie beispielsweise auf der Insel Maria Island vor der Ostküste Tasmaniens Einzug halten. Durch die Einzäunung von Flächen, in denen bisher keine Krebsfälle auftraten, sollen außerdem auf dem Festland "virtuelle Inseln" geschaffen werden. "Es gibt weltweit eine Reihe von Beispielen, wo die Einführung einer neuen Art auf Inseln schief gegangen ist", sagt Sharman. "Wir sind sehr vorsichtig und überlegen uns gut, wie wir die Teufel auf die Inseln bringen. Wir müssen schauen, wie sich die Art auf die Fauna dort auswirkt." Peter McGlone von der Naturschutz-Stiftung Tasmanian Conservation Trust warnt: "Die Einführung der Teufel auf eine Insel birgt immer Risiken, aber wir können entweder die Teufel retten oder die Insel."
"Sie sind scheu und nervös"
Der teuflische Ruf der Tiere gründet auf den Erzählungen der ersten Siedler, die im 19. Jahrhundert in Tasmanien landeten. Das schrille Kreischen der Aasfresser jagte ihnen gehörigen Schrecken ein. "Diese Neuankömmlinge lagen nachts in ihren Zelten und vernahmen nervös die fremdartigen Schreie aus den dichten Wäldern der Berge und Täler", schreiben David Owen und David Pemberton in ihrem Buch über die Beuteltiere. Tony Britt-Lewis, leitender Tierpfleger im Taronga-Zoo, nimmt die bedrohten Tierchen in Schutz: "Sie sind sehr scheu und nervös und würden sich lieber in ihrem Bau verstecken, als rauszukommen und anzugreifen."
Trotzdem sind sie in Tasmanien das dominierende Raubtier und könnten in anderen Ökosystemen großen Schaden anrichten. "Es ist lebenswichtig, dass wir sie retten, nicht nur weil sie Kultstatus haben, sondern weil sie in der Nahrungskette ganz oben stehen, sie sind der primäre Fleischfresser", sagt Tierpfleger Britt-Lewis. "Sie können beispielsweise Fuchspopulationen kontrollieren, sie sind die Löwen von Tasmanien." Vor kurzem haben Wissenschaftler den genetischen Code des Gesichtskrebses geknackt, die Aussichten auf Heilung sind damit gestiegen. Eine wirksame Therapie könnte Umsiedlungen der Tasmanischen Teufel in der Zukunft machen.
Quelle: ntv.de, Talek Harris, dpa