Medikamenten-Kombi gegen Coronavirus Therapieansatz für Mers gefunden
09.09.2013, 11:19 Uhr
Die Aufnahme des amerikanischen Centers for Disease Control (CDC) zeigt einen Coronavirus unter dem Mikroskop.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mehr als 50 Menschen sind bisher an dem erst seit einem Jahr bekannten Lungenvirus Mers gestorben, über 110 Infektionen sind bestätigt. Nun scheint ein erster Therapieansatz gefunden zu sein - ein Versuch mit Affen lässt hoffen.
Das im Herbst 2012 entdeckte neue Coronavirus wird als "Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus, kurz: MERS-CoV, bezeichnet, weil alle bisher bekannten Infektionen mit der saudi-arabischen Halbinsel im Zusammenhang stehen.
Das Virus verursacht schwere Krankheitsverläufe mit Atemnot und Lungenentzündungen, die tödlich enden können. Bis Ende August 2013 starben von insgesamt 108 infizierten Menschen 50 daran. Die infizierten Personen, die in Europa registriert worden waren, hatten sich zuvor im saudi-arabischen Raum aufgehalten.
Die Infektionsquelle ist bisher nicht bekannt. Fledermäuse und Dromedare könnten eine Rolle spielen. Die Ansteckung von Mensch zu Mensch ist ebenso wahrscheinlich. Untersuchungen dazu und die Suche nach einem wirksamen Impfstoff halten an.
Eine Kombination aus zwei bekannten Medikamenten könnte nach den Ergebnissen einer kleinen Tierstudie womöglich Patienten mit der gefährlichen Lungenkrankheit Mers helfen. Das berichten Forscher der US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) im Fachmagazin "Nature Medicine".
Das Team um Heinz Feldmann von den Rocky Mountain Laboratories (Hamilton, US-Staat Montana) infizierte für die Versuche sechs Rhesusmakaken. Drei von ihnen erhielten acht Stunden später die erste Dosis einer Kombination der Wirkstoffe Interferon alpha und Ribavirin. Die drei anderen Tiere erhielten eine Scheinbehandlung.
Die mit den antiviralen Medikamenten behandelten Tiere bekamen demnach keine Atemschwierigkeiten - anders als die übrigen Affen. Sie zeigten weniger Anzeichen einer Lungenentzündung im Röntgenbild und hatten weniger Viren und Gewebeschäden in der Lunge, heißt es in einer Mitteilung zur Studie.
Langzeitwirkung unerforscht
Der Verlauf der Erkrankung bei Rhesusaffen ähnelt milden bis mäßig schweren Verläufen bei Menschen. Daher sei es schwierig, auf die Behandlung von schweren Erkrankungen bei Menschen zu schließen, schreibt Feldmanns Team. Die Versuche wurden zudem laut Studie nach 72 Stunden gestoppt und alle Tiere eingeschläfert, so dass Fragen nach einer Langzeitwirkung oder Heilung offenbleiben.
Am besten sei die Wirksamkeit wohl dann, wenn die Medikamente frühzeitig nach einer Infektion gegeben würden. Die Wirkstoffe waren Anfang des Jahres zunächst an mit Mers infizierten Zellen getestet worden. Sie hatten den Angaben zufolge die Vermehrung der Viren erfolgreich behindert. Die beiden Substanzen werden derzeit beispielsweise zur Behandlung von Patienten mit Hepatitis C eingesetzt. Es sollten noch weitere Wirkstoffe auf ihren Effekt bei Mers untersucht werden, empfehlen die Forscher.
Steigende Zahl der Infektionen
Seit September 2012 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 114 bestätigte Laborfälle mit der Sars-ähnlichen Infektion registriert. Davon sind bislang 54 Menschen am Mers CoV (Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus) gestorben, wie die WHO mitteilte. Patienten erkranken an grippeähnlichen Symptomen, es kann zu Nierenversagen und schweren Lungenentzündungen kommen.
Die meisten Fälle gibt es auf der arabischen Halbinsel. Fledermäuse und Dromedare stehen im Verdacht, Träger der Viren zu sein. Darüber gibt es bislang aber keine Sicherheit.
Quelle: ntv.de, dpa