Erforschung von Publikumseffekten Tiere überzeugen wie Menschen
05.03.2009, 14:46 UhrNach neuen Erkenntnissen der Verhaltensforschung sichern sich Tiere auf ähnliche Weise Aufmerksamkeit wie Theaterschauspieler. Beide nutzten vergleichbare Strategien, um Beobachter von sich zu überzeugen, sagte die Verhaltensbiologin Prof. Silke Kipper vor Beginn einer Tagung zur Erforschung von Publikumseffekten an der Universität Bielefeld.
Ähnlich wie der Buchfink, der zunächst eine Strophe immer wieder singt und dann plötzlich wechselt, setzten auch Bühnendarsteller auf das Überraschungsmoment. "Mit solchen Effekten wird im Theater und im Tierreich gearbeitet", sagte die Verhaltensbiologin.
Nach ihren Erkenntnissen nutzten sowohl Tiere als auch Menschen zum Beispiel bunte Farben oder schnelle Bewegungen, um Blicke auf sich zu lenken. "Wir alle verändern unser Verhalten, wenn uns jemand beobachtet. Im Theater ist diese Situation sehr bewusst inszeniert", sagte Kipper. "Schauspieler haben sich bewusst entschieden, beobachtet zu werden." Menschen hätten im Vergleich zu Affen und Co die Möglichkeit, ihr Benehmen gezielt zu ändern. Im Tierreich geschehe das nur intuitiv. "Aber auch Tiere verhalten sich anders, je nachdem, wer zuschaut", sagte die Verhaltensbiologin.
Sich selbst in ein gutes Licht rücken
Ein solches Gebaren diene bei Tieren vor allem dazu, das andere Geschlecht von sich zu überzeugen. Auch Tiere versuchten, sich selbst "in ein gutes Licht zu rücken". Das sei bei Bühnendarstellern natürlich ähnlich. Aber ob nun im Tierreich oder auf der Theaterbühne - nach Ansicht von Kipper steht fest: "Das Publikum hat einen Effekt." Die Verhaltensbiologin forscht am Institut für Biologie der Freien Universität Berlin.
Von diesem Freitag bis zum Samstag kommt Kipper mit Forschern aus Geistes- und Naturwissenschaften am Zentrum für interdisziplinäre Forschung in Bielefeld zusammen, um sich über die neuesten Ergebnisse aus der Publikumsforschung auszutauschen.
Quelle: ntv.de