Medikamententests am Herzmuskel Tierversuche werden überflüssig
03.12.2007, 15:12 UhrBiologen und Informatiker der Hochschule Darmstadt haben einen Test zum Erforschen von Herzmedikamenten entwickelt, der ohne Tierversuche auskommt. Dafür werden künstliche Mäuse-Herzmuskelzellen eingesetzt, die aus Stammzellen erzeugt werden. "Das eigentlich Neue ist aber, dass wir eine Software einsetzen, mit der die Reaktion der gezüchteten Herzmuskeln mittels einer Kamera präzise aufgezeichnet und in Echtzeit ausgewertet wird", sagte Projektleiter Dieter Pollet vom Fachbereich Chemie- und Biotechnologie. Bislang erfolge die Auswertung der Tests rein visuell. Dabei gingen Details wie die Dynamik, Geschwindigkeit oder die genaue Dauer eines Herzschlags verloren.
Der sogenannte "Myocardial Activity Test" ermöglicht es, die Wirkung sowohl von herzschädigenden als auch -schützenden Stoffen auf Herzmuskeln zu testen. Pollet rechnet frühestens in zwei bis drei Jahren mit der Anwendung des Tests in der Pharmaindustrie. "Wir hoffen, dass die vorklinische Medikamentenentwicklung mit den Tests beschleunigt werden kann, ohne ein einziges Labortier zu opfern", sagte Pollet. Dank der Auswertung über den Computer könnten Medikamententests künftig deutlich schneller und umfassender vorgenommen werden. Damit spare die Industrie viel Arbeitszeit. In den nächsten sechs Monaten solle das System in Darmstadt "fast zur Marktreife" gebracht werden, um dann einen industriellen Partner zu suchen. Er sei zuversichtlich, dass der Test viele Tierversuche überflüssig mache, sagte Pollet.
Quelle: ntv.de