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Tuberkulose Trotz Rückgang eine Gefahr

Es schien eine normale Lungenentzündung zu sein. Peter Petzold hatte hohes Fieber und fühlte sich extrem schlapp. Doch dann kam die Diagnose seines Arztes: Der heute 67-Jährige hatte Tuberkulose, eine lebensgefährliche Krankheit. "Dabei dachte ich immer, Tuberkulose gibt es nicht mehr", erzählt Petzold.

Tatsächlich ist Tuberkulose aber nach Angaben des Robert Koch- Instituts (RKI) weltweit die häufigste zum Tode führende Infektionskrankheit bei Jugendlichen und Erwachsenen. In Deutschland wurden, so ein RKI-Bericht vom Montag, im Jahr 2006 gut 5400 Fälle neu registriert, 201 Menschen starben bundesweit.

"Der Anteil der Infizierten sinkt zwar in Deutschland, aber global gesehen ist Tuberkulose noch immer nicht besiegt", sagt die Ärztin vom Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK), Barbara Hauer, in Berlin eine Woche vor dem Welttuberkulosetag am 24. März. "Problematisch ist bei der Tuberkulose heute vor allem, dass die Fälle seit einigen Jahren deutlich komplizierter werden", berichtet Hauer. Vor allem die Resistenzen seien auch in Deutschland eine große Herausforderung. "Es gibt Bakterien, die sind gegen mehrere oder sogar alle Tuberkulose-Medikamente resistent."

Multiresistente Bakterienstämme


Laut RKI waren 2006 knapp 13 Prozent der Tb-Bakterienstämme in Deutschland gegen ein Standardmedikament resistent, weitere 2,2 Prozent gegen mindestens zwei. Das bedeutet zwar bundesweit einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, dennoch warnen viele Experten vor der Gefahr der multiresistenten Bakterienstämme.

Insgesamt tritt Tuberkulose nach RKI-Angaben vor allem in Entwicklungsländern und zunehmend den Nachfolgestaaten der Sowjetunion auf. Doch auch in Deutschland ist das Risiko nicht gebannt, unter anderem wegen der Migranten aus diesen Gebieten. So stammten mehr als 43 Prozent der im Jahr 2006 neu Erkrankten aus dem Ausland, vorwiegend den osteuropäischen Ländern.

Außerdem erkranken relativ häufig ältere Menschen an der Tuberkulose. Das liegt nach den Worten der Expertin Hauer vom DZK daran, dass diese Patienten sich in der Nachkriegszeit infizierten und die Erreger jahrzehntelang unerkannt in ihrem Körper trugen - bis sie im Alter anfälliger wurden und die Tb ausbrechen konnte.

Gute Heilungschancen

So wie bei Peter Petzold: Der ehemalige Krankenpfleger hatte nie eine schlimmere Krankheit und musste nie selber in einer Klinik behandelt werden. Bis ihn im Ruhestand vor rund einem Jahr eine vermeintliche Lungen- und Rippenfellentzündung umwarf. Erst als es ihm nach drei Monaten immer noch nicht gut ging, wurde bei weiteren Untersuchungen die eigentliche Krankheit Tb entdeckt, mit der er sich wahrscheinlich bei seiner Arbeit als Pfleger angesteckt hatte.

"Ich war ehrlich gesagt froh, dass es kein Lungentumor war, sondern Tuberkulose - denn die ist ja heilbar", sagt er. In der Tat sind die Chancen in den meisten Fällen gut: Mehr als Dreiviertel der Fälle in Deutschland (2005: 78,4 Prozent) können geheilt werden.

Auch Petzold ist ein Jahr nach dem Ausbruch der Krankheit wieder gesund, seit einigen Wochen ist die Therapie abgeschlossen. "Ich fühle mich wie neugeboren", sagt der 67-Jährige. "Jetzt kann ich endlich wieder ein Gläschen Wein trinken und verreisen."

Von Aliki Nassoufis, dpa

Quelle: ntv.de

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