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Zahl der Neuerkrankungen steigt Tuberkulose bei Kindern nimmt zu

Tuberkulose-Erreger unter dem Elektronenmikroskop: Trotz rückläufiger Zahlen gibt es auch in Deutschland keinen Grund zur Entwarnung.

Tuberkulose-Erreger unter dem Elektronenmikroskop: Trotz rückläufiger Zahlen gibt es auch in Deutschland keinen Grund zur Entwarnung.

Tuberkulose gehört weltweit zu den am stärksten verbreitetesten Krankheiten. Bisher trifft es vor allem Menschen in Asien und Afrika. Doch die jüngsten Zahlen sind beunruhigend. In Deutschland steigt die Zahl der Neuerkrankungen bei Kindern. Hochburgen sind Frankfurt, Köln und Bayreuth.

Die Zahl der Tuberkulose-Neuerkrankungen bei Kindern ist in Deutschland erneut gestiegen. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilte, erkrankten 2010 insgesamt 158 Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren an einer Tuberkulose. Das sind 16 mehr als im Vorjahr. Damit stieg die Zahl der Neuerkrankungen bereits das zweite Jahr in Folge leicht an.

Zwischen 2006 und 2010 wurden in Deutschland 23.600 Tuberkulose-Erkrankungen registriert.

Zwischen 2006 und 2010 wurden in Deutschland 23.600 Tuberkulose-Erkrankungen registriert.

(Foto: dapd)

Der leichte Anstieg bei Kindern könnte laut RKI ein erster Hinweis auf eine mögliche Stagnation oder sogar einen Wiederanstieg der Erkrankungszahlen insgesamt in den kommenden Jahren in Deutschland sein, wie dies in einzelnen Ballungsräumen wie Frankfurt am Main oder Berlin bereits beobachtet werde.

In Frankfurt erkrankten im Durchschnitt 15 Menschen je 100.000 Einwohner an der Infektionskrankheit. Auch im bayerischen Bayreuth und in Köln waren die Erkrankungsraten besonders hoch.

Im Bundesländervergleich führen die Stadtstaaten das Ranking an. Hamburg liegt mit knapp 10 Tuberkulose-Fällen je 100.000 Einwohner an der Spitze. Schleswig-Holstein und Brandenburg registrierten mit durchschnittlich vier Fällen je 100.000 Einwohner die wenigsten Tuberkulose-Erkrankungen.

"Viel zu hohe Zahl an Erkrankungen"

Insgesamt erkrankten 2010 in Deutschland 4330 Menschen an Tuberkulose und damit kaum weniger als 2009, als 4419 Fälle registriert wurden. Die Zahl der an Tbc gestorbenen Patienten sank im selben Zeitraum von 164 auf 136. Die bakterielle Infektionskrankheit befällt vor allem die Lungen.

Entdeckte vor 130 Jahren den Tuberkulose-Erreger: Robert Koch.

Entdeckte vor 130 Jahren den Tuberkulose-Erreger: Robert Koch.

(Foto: picture alliance / dpa)

"In Anbetracht der Schwere der Krankheit und der Behandlungsdauer von mindestens sechs Monaten ist das noch immer eine viel zu hohe Zahl von Erkrankungen", erklärte RKI-Präsident Reinhard Burger. Während bis 2008 die jährlichen Erkrankungsraten in Deutschland deutlich gesunken waren, fiel der Rückgang in den vergangenen Jahren viel geringer aus, was laut RKI ein weiterer Hinweis für eine mögliche Trendwende sein könnte.

Deutschlandweit spielt Tuberkulose immer noch eine ernstzunehmende Rolle, wie die Zahlen des Robert Koch-Instituts belegen. Von 2006 bis 2010 wurden rund 23.600 Tuberkulose-Erkrankungen bundesweit registriert.

Krankheit vor 130 Jahren entdeckt

An Tuberkulose sterben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr etwa 70.000 Kinder. Grund dafür sei, dass die Krankheit in vielen Fällen nicht erkannt werde, sagte die zuständige WHO-Koordinatorin Malgosia Grzemska. Die Symptome seien bei Kindern oftmals nicht dieselben wie bei Erwachsenen. Während an Tuberkulose erkrankte Erwachsene unaufhörlich husten müssen, zeigt sich die Krankheit bei Kindern oft nur durch eine Art lethargisches Verhalten, wie die WHO mitteilte.

Rund 500.000 Babys und Kinder infizieren sich den Angaben zufolge jedes Jahr mit der Krankheit. Kinder, in deren Umfeld Tuberkulose-Erkrankungen auftauchten, sollten vorsorglich behandelt werden, forderte die Weltgesundheitsorganisation.

Weltweit gehört die Tuberkulose zu den verbreitetesten Erkrankungen. Für das Jahr 2010 schätzte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahl der Neuerkrankungen auf 8,8 Millionen, davon etwa 1,1 Millionen Todesfälle. Die meisten Erkrankungen werden in Asien und Afrika registriert. Auch in Europa nehmen die Zahlen zu. Tbc ist unter anderem in den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion ein großes Problem.

Eine erfolgreiche Behandlung erfordert eine Kombination von mehreren Medikamenten über mindestens sechs Monate oder einen noch längeren Zeitraum. Die lange Behandlungsdauer und Nebenwirkungen sind oft Ursache eines Therapieabbruches. Die gegen Antibiotika resistenten Tuberkulose-Formen sind daher ein zunehmendes Problem. Am 24. März, dem Welt-Tuberkulose-Tag, wird alljährlich auf die Krankheit aufmerksam gemacht. Der Erreger wurde vor 130 Jahren von Robert Koch entdeckt.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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