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Einzigartiger Lehrstuhl Überlebenschancen steigern

Ein bisher bundesweit einzigartiger Lehrstuhl für Lebertransplantationen soll am Universitätsklinikum Münster die Überlebenschance für Patienten nach Organverpflanzungen steigern. Bisher liege die Überlebensrate fünf Jahre nach der Operation bei 80 bis 85 Prozent, sagte Lehrstuhlinhaber Prof. Hartmut Schmidt in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Das noch weiter zu steigern, ist letztlich unser Ziel", sagte Schmidt.

Bundesweit werden nach Angaben von Schmidt jährlich 900 Lebern ausschließlich von rund 20 darauf spezialisierten Universitätskliniken transplantiert. Die Zahl der Patienten auf der Warteliste ist mit 1100 deutlich höher. Transplantationen von Lebern finden drei Mal seltener statt als etwa von Nieren. Die Lebendspende ist bei Lebern nur eingeschränkt möglich.

Der neu geschaffene Lehrstuhl für Transplantationshepatologie soll einerseits alle für Lebertransplantationen notwendigen Kompetenzen -vom Philosophen zur Bewertung ethischer Fragen über den Internisten bis zum Chirurgen - bündeln. Andererseits soll die medizinische Forschung auf dem Gebiet interdisziplinär vorangetrieben werden. Die eigentliche Transplantation des Organs sei inzwischen nicht mehr das drängendste medizinische Problem, sagte der ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Münster, Prof. Norbert Roeder. Forschungspotenzial gebe es etwa noch im Kampf gegen Abstoßungsreaktionen des Körpers mit Hilfe von Medikamenten.

Nicht zuletzt soll der neue Lehrstuhl auch Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung leisten, sagte Schmidt. Deutschland liege im Vergleich der europäischen Länder bei der Organspende-Bereitschaft am unteren Ende. Auch im Kampf gegen den Mangel an Spenden soll der neue Lehrstuhl in Münster intelligente Lösungen erarbeiten. So wird nach Angaben Schmidts bereits seit einiger Zeit das so genannte Dominoverfahren erfolgreich angewandt. Patienten mit einem genetisch bedingten Leberdefekt wird das Organ entnommen und durch eine gesunde Spenderleber ersetzt. Das eigentlich kranke Organ wird einem weiteren Empfänger im Alter von mindestens 60 Jahren wieder eingepflanzt. "Die Folgen des Gendefekts können erst nach etwa 30 Jahren auftreten", sagte Schmidt.

Quelle: ntv.de

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