Gebündelte Intelligenz in Straßburg Uni erforscht Bergbau im All
21.07.2010, 11:35 UhrSie pauken Sternenkunde oder tüfteln an Ideen für den Bergbau auf Asteroiden: An der Weltraum-Uni in Straßburg werden die Weltraumexperten von morgen ausgebildet.

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"Aus dem All ist die Erde wunderschön anzusehen", sagt der US-Astronaut Jeff Hoffman. "Aber erschreckend ist der Schaden, den die Menschheit anrichtet." Die Waldrodung in Afrika und Südamerika, die Ausbreitung von Wüsten und vor allem die Luftverschmutzung - alles könne man aus dem Weltraum sehen. "Vor einigen Jahren war der Blick auf die Erde noch viel klarer."
Hoffman ist Astrophysiker und hat bei der ersten Reparaturmission am Weltraumteleskop Hubble 1993 mitgemacht. Normalerweise lehrt er am prestigeträchtigen Massachusetts Institute of Technology (MIT). Zurzeit ist er Gastdozent der Internationalen Weltraumuniversität (International Space University ISU) am Stadtrand von Straßburg. Mehr als 120 angehende Weltraumexperten aus 29 Ländern sind dort bis Ende August zur "Sommeruniversität" versammelt: Ingenieure, Informatiker, Juristen oder Wirtschaftsexperten. "Hier arbeiten die zukünftigen Manager von Weltraumunternehmen", sagt ISU-Direktor Michael Simpson.
Nachwuchs für das Weltall

Jeff Hoffman auf einem Monitor bei seinem Vortrag in der Weltraum-Universität in Straßburg.
(Foto: dpa)
Die 24-jährige Sandra Teichert, die in Lüneburg im sechsten Semester Wirtschaftsrecht studiert, will sogar einen Abschluss als Master in Weltraumrecht, den die ISU in ihrem mehrjährigen Programm anbietet. "Das Programm ist so interessant, dass es einem nicht leidtut, bei diesem schönen Sommerwetter im Vorlesungssaal zu sitzen. Hier kann man Beziehungen knüpfen, die wahrscheinlich ein Leben lang nützlich sein werden", sagt sie über ihre Mitstudenten.
Umsonst ist das geballte Wissen allerdings nicht: Die zweimonatige "Sommeruniversität" kostet inklusive Kost und Logis etwa 17.000 Euro. Viele Teilnehmer kommen mit Stipendien nach Straßburg.
Die Studenten machen so etwas wie ein riesiges "Brainstorming" - diese gebündelte Intelligenz bringt interessante Lösungsvorschläge für die verzwicktesten Probleme auf den Tisch: von einer besseren Nutzung der Sonnenenergie über den Schutz der Polarregionen bis hin zur Berechnung von Umlaufbahnen künftiger Satelliten.
Nutzung von Planetoiden-Rohstoffen
In diesem Jahr geht es um den Asteroiden-Bergbau. Um wertvolle Metalle wie Eisen und Nickel wirtschaftlich zu nutzen, könnte man diese felsigen Objekte unseres Sonnensystems entweder auf den Mond oder auf die Erde transportieren. Teicherts Arbeitsgruppe bereitet dazu einen Bericht vor, bei dem auch die ökologischen Folgen berücksichtigt werden sollen.
Die ISU, die 1987 als zweimonatiger Sommerkurs in Boston (USA) ins Leben gerufen wurde, entschied sich 1993 für Straßburg als festen Sitz. Ausschlaggebend für die Auswahl waren das gute Niveau der bestehenden Forschungseinrichtungen sowie die Garantie absoluter akademischer Freiheit. 2001 wurden eigene Räume der ISU eröffnet. "Wir haben in den letzten 20 Jahren mehr als 3000 Weltraumexperten ausgebildet", sagt Simpson. "Das Erfolgsgeheimnis unserer Absolventen ist ihre Fähigkeit zur internationalen Zusammenarbeit."
Sandra Teichert kann das nur bestätigen: "Ich erlebe, wie Menschen aus anderen Kulturkreisen an Probleme herangehen oder ganz andere Aspekte berücksichtigen." Das kann nur nützlich sein, wenn die künftigen Arbeitgeber Weltraumbehörden wie die amerikanische NASA oder die europäische ESA sein könnten.
Quelle: ntv.de, Petra Klingbeil, dpa