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Superteleskop liefert scharfe Bilder Vampir saugt Riesenstern auf

Durch den Zusammenschluss von vier Einzelteleskopen gelingt es Astronomen, 50 Mal schärfere Bilder als das Weltraumteleskop "Hubble" zu liefern. Im Visier: das Doppelsternsystem SS Leporis mit interessanten Ergebnissen.

Die Bilder von "Hubble" sind spektakulär, doch es geht noch schärfer.

Die Bilder von "Hubble" sind spektakulär, doch es geht noch schärfer.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Mit einem virtuellen Superteleskop haben Astronomen an der Europäischen Südsternwarte (ESO) die bislang schärfsten Bilder eines Riesensterns und seines vampirartigen Begleiters im Sternbild Hase gewonnen. Der "Vampirstern" saugt der Riesensonne kontinuierlich Masse ab. Dieser Masse-Transfer ist allerdings viel schwächer als erwartet, wie die ESO an ihrem Hauptsitz in Garching bei München berichtet.

Die Astronomen um Nicolas Blind vom französischen Institut für Planetologie und Astrophysik in Grenoble schalteten für ihre Beobachtungen vier Einzelteleskope am Paranal-Observatorium der ESO in Chile zusammen. Dadurch entstand ein virtuelles Superteleskop von 130 Metern Durchmesser, das 50 Mal schärfere Bilder liefern kann als das Weltraumteleskop "Hubble". Mit dieser Auflösung wäre es noch möglich, einen einzelnen Astronauten auf dem Mond zu erkennen, erläutert die ESO.

Doppelsternsystem SS Leporis

Ins Visier des virtuellen Teleskops nahmen die Astronomen das Doppelsternsystem SS Leporis. Diese beiden Sterne sind nur wenig weiter voneinander entfernt als unsere Erde von der Sonne, und sie umkreisen sich innerhalb von 260 Tagen. "Wir haben Bilder gewonnen, die so hoch aufgelöst sind, dass wir nicht nur zuschauen können, wie die beiden Sterne einander umkreisen, sondern sogar den Durchmesser des größeren Sterns bestimmen können", unterstreicht Blind, dessen Gruppe die Beobachtungen im Fachblatt "Astronomy & Astrophysics" vorstellt.

Es zeigte sich, dass der Riesenstern kleiner ist als gedacht. Das macht es der ESO zufolge schwieriger, den enormen Materie-Transfer an den "Vampir" zu erklären, der bereits etwa die Hälfte der Masse des Riesen aufgesogen haben muss. "Wir wussten bereits im Vorwege, dass dieses Doppelsternsystem ungewöhnlich ist und dass dort Materie von einem Stern zum anderen fließt", erklärt Koautor Henri Boffin von der ESO. "Dann fanden wir allerdings heraus, dass der Massentransfer vermutlich ganz anders abläuft als von bisherigen Modellen dieses Prozesses vorherberechnet. Der 'Biss' des Vampirs ist sehr sanft, aber dafür umso effektiver."

Quelle: ntv.de, dpa

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