Jugendliche Gewohnheitsraucher Verbote helfen tatsächlich
13.05.2008, 11:53 UhrRauchverbote verringern das Risiko Jugendlicher, vom gelegentlichen zum Gewohnheitsraucher zu werden, um 40 Prozent. Das haben Forscher um Michael Siegel von der Boston University of Public Health (US-Staat Massachusetts) herausgefunden. Die Wissenschaftler berichten in den "Archives of Pediatrics & Adolescent Medicine" (Bd. 162, S. 477) über ihre Resultate. Dafür hatten sie mehr als 2000 Jugendliche über mehrere Jahre hinweg zu ihren Rauchgewohnheiten befragt. Die Antworten verglich Siegel dann mit den Schutzbestimmungen für Nichtraucher in den Heimatstädten der Jugendlichen. Begonnen wurde die Studie mit 3834 Jugendlichen, die zwischen 2001 und 2002 im Alter zwischen 12 und 17 Jahren erstmals befragt wurden. Von diesen jungen Leuten trafen die Forscher zwei Jahre später 2791 erneut. Weitere zwei Jahre danach stand das letzte Interview an, diesmal noch mit 2217 Teilnehmern. Sie alle stammten aus 301 Gemeinden des US-Bundesstaates Massachusetts.
Weniger Jugendliche über der 100-Zigaretten-Grenze
Die Stärke der lokalen Nichtraucher-Vorschriften - meist ist der Griff zur Zigarette in den Restaurants verboten - hatte keinen Einfluss darauf, ob die Jugendlichen den blauen Dunst überhaupt einmal ausprobierten. Solche experimentellen Raucher haben in ihrem Leben weniger als 100 Zigaretten geraucht, erklärt Siegel. Das Überschreiten dieser Zahl markiert den Übergang zum etablierten Raucher. Und das Risiko dafür war in den Städten mit Rauchverboten um 40 Prozent verringert. Zur Erklärung heißt es, dass die Jugendlichen in geschützten Kommunen in der Öffentlichkeit weniger Kontakt zu Rauchern hatten. Zudem habe die Zigarette in solchen Regionen einen anderen - schlechteren - sozialen Status. Beide Effekte, so erwartet es Siegel, sollten den Übergang zum etablierten Raucher erschweren. Das erste Ausprobieren wäre von den Verboten hingegen nicht betroffen. Damit seien Restriktionen für Raucher in Restaurants womöglich ein besonders effektiver Schutz für Jugendliche.
"Kardinaler Konstruktionsfehler" in Deutschland
In den deutschen Bundesländern gelten bereits eigene Nichtraucherschutzgesetze. Von Juli an drohen tatsächlich auch Kontrollen und Strafen. Die Situation in den Gaststätten sei dabei aber problematisch, kritisiert Professor Otmar Wiestler, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg: "Es gibt viele Nichtraucherschutzgesetze, aber keinen umfassenden Nichtraucherschutz." Der "kardinale Konstruktionsfehler" der meisten Landesgesetze sei die Zulassung von Raucherräumen: diese seien ob der hohen Belastung mit den krebserzeugenden und erbgutverändernden Substanzen eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr. "Messungen des Deutschen Krebsforschungszentrums belegen, dass sich der Tabakrauch aus den Raucherräumen in die angrenzenden Nichtraucherräume ausbreitet. Somit besteht nachweislich kein wirksamer Schutz vor Passivrauchen in Gebäuden mit Raucherräumen", erklärte Wiestler. Erwartungsgemäß verlangt das DKFZ eine komplett rauchfreie Gastronomie.
Quelle: ntv.de