Fasern offenbaren Hinweise Vermeintliches Jesus-Grabtuch doch 2000 Jahre alt?
23.08.2024, 17:59 Uhr Artikel anhören
		                      Das Grabtuch in Turin wird von Christen bis heute als Reliquie verehrt.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Echtheit des Turiner Grabtuchs wird seit jeher heftig diskutiert. Eine Studie italienischer Forscher könnte die Debatte nun neu entfachen. Demnach könnte das Tuch, das Jesus nach der Kreuzigung bedeckt haben soll, deutlich älter sein als eine frühere Studie annahm.
Das Turiner Grabtuch zählt zu den umstrittensten Reliquien der Christenheit. Es zeigt das schwache Abbild eines männlichen Körpers mit Wundmalen, die mit der Kreuzigung Jesu Christi in Verbindung gebracht werden. Das seit 1578 im Dom von Turin aufbewahrte Grabtuch aus Leinen wird von Gläubigen als das Grabtuch Jesu verehrt.
Dass es den Leichnam Jesu eingehüllt haben könnte, ist nur eine Vermutung und bis heute unbewiesen. Die Echtheit des Grabtuchs wurde sogar schon früh angezweifelt, wie ein Memorandum von Bischof Pierre d'Arcis von Troyes aus dem Jahr 1389 belegt. Eine umstrittene Studie aus dem Jahr 1988, welche das Alter der Leinenfasern datierte auf das Mittelalter, bezeichnete das Grabtuch ebenfalls als Fälschung. Dennoch bleibt das Tuch Gegenstand wissenschaftlichen Interesses.
Eine aktuelle Studie kommt nun zu dem Schluss, dass das Tuch wesentlich älter sein könnte, als zuletzt angenommen: etwa 2000 Jahre. Damit würde seine Entstehung in den Zeitraum fallen, in dem Jesus Christus gelebt haben soll. Die Studie italienischer Forscher wurden im Fachmagazin "Heritage" veröffentlicht.
Zu diesem Ergebnis kamen die Forscher, indem sie mit einer speziellen Röntgenmethode die Zellulose der Leinenfasern analysierten. Sie untersuchten den strukturellen Abbau der Zellulose in einer winzigen Faserprobe des Grabtuchs. Die Ergebnisse zeigten Ähnlichkeiten mit einer Leinenprobe aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Dies widerspricht der Datierung der Studie aus dem Jahr 1988, die einen Entstehungszeitraum des Tuches im 13. bis 14. Jahrhundert annahm. Die aktuelle Studie führt dies auf eine mögliche Verunreinigung zurück.
Ankunft in Europa vor 700 Jahren?
Der Alterungsgrad der Fasern wäre laut den italienischen Forschern jedoch nur dann plausibel, wenn das Grabtuch erst im Mittelalter nach Europa gelangt wäre. Zuvor hätte es dreizehn Jahrhunderte lang bei durchschnittlich etwa 20 bis 22,5 Grad und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 75 bis 55 Prozent gelagert werden müssen. Erst mit den kühleren Temperaturen in Europa seien die Fasern in den vergangenen sieben Jahrhunderten langsamer gealtert.
Diese Studie könnte die Debatte um die Echtheit des Turiner Grabtuchs neu entfachen. Die Autoren betonen jedoch, dass weitere Röntgen-Untersuchungen an zusätzlichen Proben notwendig sind, um die Ergebnisse zu bestätigen.
Quelle: ntv.de, kst