Auf der Suche nach Roten Zwergen Viel mehr Sterne als gedacht
02.12.2010, 10:44 Uhr
Der Sternenhimmel über Brandenburg.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auf der Suche nach neuen Sternen stoßen Forscher auf eine Vielzahl schwach leuchtender Himmelskörper in acht verschiedenen Galaxien. Die sogenannten Roten Zwerge sind bis zu 300 Millionen Lichtjahre entfernt. Es wird vermutet, dass es ebenso eine Vielzahl anderer ferner Erden gibt, vielleicht auch eine, auf der komplexes Leben möglich ist.
Im Universum gibt es einer neuen Entdeckung zufolge drei Mal so viele Sterne wie angenommen. Kleine, schwach leuchtende Sonnen seien wesentlich häufiger als gedacht, berichten US-Astronomen um Pieter van Dokkum von der Yale-Universität im britischen Fachjournal "Nature". Damit gebe es vermutlich auch wesentlich mehr ferne Planeten, die diese Sterne umkreisen.
Das Team um Dokkum fahndete am Keck-Observatorium auf Hawaii nach sogenannten Roten Zwergen. Diese Zwergsterne haben nur 10 bis 20 Prozent soviel Masse wie unsere Sonne und leuchten so schwach, dass sie sich bislang nur in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, und in ihren nächsten Nachbarn nachweisen ließen.
Zwerge in fernen Galaxien
Mit den empfindlichen Instrumenten des Keck-Observatoriums entdeckten die Forscher Rote Zwergsterne nun erstmals auch in acht weit entfernten, besonders sternenreichen Galaxien in 50 bis 300 Millionen Lichtjahren Distanz. Ein Lichtjahr ist die Strecke, die das Licht in einem Jahr zurücklegt, und entspricht knapp zehn Billionen Kilometern.
In den fernen Galaxien, die zur Klasse der elliptischen Galaxien gehören, sind die Roten Zwerge sogar rund 20 Mal häufiger als in unserer Milchstraße, die zu den Spiralgalaxien zählt. Damit vervielfacht sich die geschätzte Gesamtzahl der Sterne im Universum. "Wir nehmen für gewöhnlich an, dass andere Galaxien unserer ähneln. Dies zeigt jedoch, dass auch andere Zustände möglich sind", sagte Dokkums Kollege Charlie Conroy vom Harvard-Smithsonian-Zentrum für Astrophysik.
Mehr Sterne und mehr Planeten
"Keiner wusste, wie viele dieser Sterne es gibt", erläuterte Dokkum. Verschiedene Modelle waren zu weit variierenden Vorhersagen gekommen. Die Entdeckung beantworte daher eine lang diskutierte Frage. Doch nicht nur die Zahl der Sterne erhöhe sich, sondern damit vermutlich auch die der Planeten im Universum.
"Es gibt möglicherweise Billionen Erden, die diese Sterne umkreisen", sage van Dokkum. Die entdeckten Roten Zwerge seien meist über zehn Milliarden Jahre alt, so dass mögliches komplexes Leben genug Zeit gehabt habe, sich zu entwickeln.
Tatsächlich hatten andere Astronomen bei einem Roten Zwergstern in unserer eigenen Galaxie kürzlich einen erdähnlichen Planeten entdeckt, der potenziell Leben beherbergen könnte. Ob dort irgendetwas lebt, wissen die Forscher jedoch nicht.
Quelle: ntv.de, dpa