UN-Aidskonferenz zieht Bilanz Viele Ziele verfehlt
31.05.2006, 16:22 UhrDie Vereinten Nationen haben im Kampf gegen Aids in den vergangenen fünf Jahren wesentliche Ziele verfehlt. Minister und Gesundheitsexperten aus fast 200 Ländern trafen sich am Mittwoch zu einer dreitägigen UN-Konferenz in New York, um eine Zwischenbilanz des Kampfes gegen Aids zu ziehen und ihren Strategieplan zu verbessern. Für Deutschland nimmt Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) an der Konferenz teil. Derzeit leben 38,6 Millionen Menschen mit dem Aidserreger HIV.
Bei der ersten UN-Aids-Konferenz vor fünf Jahren hatte sich die internationale Gemeinschaft unter anderem verpflichtet, die Rate der Neuinfektionen unter jungen Menschen in den am schlimmsten betroffenen Ländern bis 2005 um eine Viertel zu senken, bis 2010 sollte das weltweit geschehen. Das erste Ziel wurde nach den Zahlen des aktuellen Weltaidsberichtes nicht erreicht und es ist fraglich, ob die Neuinfektionsrate bis 2010 weltweit gesenkt werden kann.
Die Zahl neuer Infektionen steige nach wie vor, wenngleich nicht mehr so schnell, hatte der Direktor des UN-Aidsbekämpfungsprogramms UNAIDS, Peter Piot, am Dienstag berichtet. Es habe aber Erfolge in einzelnen stark betroffenen Ländern gegeben, unter anderem in Kenia und Simbabwe. In Südafrika zeige sich dagegen kein Zeichen eines Rückgangs der Epidemie.
In ihrem Strategieplan von 2001 hatte sich die Weltgemeinschaft zudem vorgenommen, die Zahl der HIV-infizierten Babys bis 2005 um 20 Prozent und bis 2010 um 50 Prozent zu drücken.
Auf der Tagesordnung der Konferenz stehen unter anderem Präventionsprogramme, deren Umsetzung laut UN vielfach stecken geblieben ist. Weiteres Thema ist die Verbreitung von Wissen über Aids - in vielen Ländern wüssten derzeit weniger als die Hälfte der Jungendlichen genügend über die tödliche Immunschwäche.
Auch finanziell hält die internationale Gemeinschaft ihre Versprechen nicht ein. So standen 2005 weltweit nur 8,3 Milliarden Dollar (rund 6,5 Milliarden Euro) zum Bekämpfen der Infektion in den mittel- bis wenig verdienenden Ländern bereit. Das ist aber viel zu wenig angesichts des Bedarfs von 14,9 Milliarden Dollar allein in diesem Jahr. Von 2008 an müssten jährlich wenigstens 20 Milliarden Dollar verfügbar sein, um das tückische Aidsvirus unter Kontrolle zu bekommen, heißt es in der jüngsten Bestandsaufnahme. Die Konferenz "Uniting the World against Aids" soll am Freitagabend (Ortszeit) mit einem aktualisierten Strategieplan der Teilnehmerländer zur globalen Bekämpfung des Immunschwächevirus enden.
Für 2005 verzeichnet der aktuelle UN-Aids-Report 4,1 Millionen neue Infektionen und 2,8 Millionen Todesfälle. Ende 2005 lebten 15,2 Millionen Kinder, die durch die Seuche einen oder beide Elternteile verloren haben. In Deutschland war die Zahl der Neuinfektionen 2005 wieder gestiegen.
Quelle: ntv.de