Lukrativer Buschfleisch-Schmuggel Vier Kilo Affe für 100 Euro
20.06.2010, 12:28 UhrDer Handel mit Buschfleisch ist ein lohnendes Geschäft. Der Schmuggel ist einfach, die Strafen sind gering. Oft stammt das Fleisch von Tieren, die unter das Artenschutzabkommen fallen.

Etwa 270 Tonnen Buschfleisch im Jahr werden allein durch einen europäischen Flughafen eingeschmuggelt.
Eine Gruppe europäischer Ökologen hat in 17 Tagen 134 Passagiere aus 29 Flügen kontrolliert und festgestellt: Allein über den Pariser Flughafen Roissy-Charles de Gaulle werden vermutlich mehr als fünf Tonnen illegales "Buschfleisch" pro Woche aus Afrika eingeschleust. Unter dem Begriff Buschfleisch wird das Fleisch verschiedener Wildtierarten zusammengefasst, auch von Menschenaffen. Zu den in Paris konfiszierten Tierteilen gehören Stücke von elf Arten, darunter Krokodil, Affe und Schuppentier.
Die drei Forschungseinrichtungen "Zoological Society of London" (ZSL), das "Royal Veterinary College" (RVC) und "The National Veterinary School and the Natural History Museum" im französischen Toulouse haben einen Bericht dazu verfasst. Nachzulesen ist dieser im Journal "Conservation Letters".
Der größte Einzelfund brachte 51 Kilogramm Buschfleisch ("bushmeat") auf die Waage. Eingeführt wurde das Fleisch von einem Passagier, der gar kein anderes Gepäck mit sich hatte. Haupt-Herkunftsländer seien die Zentralafrikanische Republik, Kamerun und die Demokratische Republik Kongo. 39 Prozent des konfiszierten Fleisches stammte von Tieren, die unter das Washingtoner Artenschutzabkommen fallen.
Keine Anreize, geringe Strafen
Die Autoren um Anne-Lise Chaber von der Zoological Society of London befragten einige der Schmuggler. Dabei stellte sich heraus, dass das Fleisch sowohl auf der Straße verkauft als auch auf Bestellung geliefert wird. "Unsere Resultate lassen erwarten, dass rund 270 Tonnen potenziell verseuchtes Buschfleisch im Jahr allein durch einen großen europäischen Flughafen eingeschmuggelt werden."
Co-Autor Marcus Rowcliffe, ebenfalls bei der Zoological Society of London, erklärte: "Unsere Resultate zeigen, dass dieser organisierte Handel lukrativ ist: Ein vier Kilogramm schwerer Affe kostet in Frankreich etwa 100 Euro, in Kamerun etwa 5 Euro." Und er ergänzt: "Der Import des Fleisches ist relativ einfach, weil die Zollbeamten keine zusätzlichen finanziellen Anreize für die Aufdeckung erhalten – anders als bei den Boni für Drogen oder gefälschten Waren." Auch seien die Strafen für die Schmuggler gering.
Quelle: ntv.de, dpa