Parasiten unter sich Viren bekommen Viren
12.08.2008, 12:21 UhrAuch Viren können sich Viren einfangen und dabei schwere Schäden davontragen. Der neue "Erreger" hat von seinen Entdeckern um Bernard La Scola von der Mittelmeer-Universität in Marseille den Namen Sputnik erhalten, heißt es im Journal "Nature". Die Forscher hatten zunächst das bislang größte bekannte Virus namens Acanthamoeba polyphaga (APMV) untersucht. Dieses wächst in Amöben und ist sogar im Lichtmikroskop zu erkennen. Der sehr viel kleinere Sputnik misst gerade 50 Nanometer (50 Millionstel Millimeter) und vermehrt sich nur dann in den Amöben, wenn diese auch das Riesenvirus enthalten.
Demnach scheint der kleine Sputnik das viel größere Virus für seine Zwecken zu missbrauchen. In der Folge entstehen viele defekte Varianten von APMV, schreiben die Forscher. Ohne Sputnik sind etwa ein Prozent der Riesenviren fehlerhaft geformt, mit Sputnik sind etwa elf Prozent "krank". Der kleine "Erreger" gehört zu einer bislang unbekannten Familie von Viren. Diese sind nichts mehr als nur die Bauanleitung für sich selbst, meist ist ein Stück Erbsubstanz von einer Hülle aus Proteinen umgeben. Gelangen diese Partikel in einen geeigneten Wirt, missbrauchen sie dessen zelluläre Maschine und lassen immer neue Kopien von sich selbst herstellen.
Einen eigenen Stoffwechsel haben Viren nicht. Sie reagieren auch nicht auf äußere Reize und werden daher von vielen Biologen nicht zur belebten Welt gezählt. La Scola und seine Kollegen sequenzierten die beiden Viren zudem und stellten dabei fest, dass der Winzling mehrere Erbanlagen von dem Riesen übernommen hatte. Zudem fanden sich in seinen insgesamt 18.343 Erbgut-Bausteinen noch mehrere Gene anderer Organismen – laut den Autoren Zeichen für einen regen Genaustausch innerhalb der Virenwelt.
Quelle: ntv.de