Hoffnung auf Doppelschlag Viren unterstützten Antibiotika
07.03.2009, 15:50 UhrGentechnisch maßgeschneiderte Viren können die Wirkung von Antibiotika gegen Bakterien steigern – das berichtet eine Gruppe um Timothy Lu in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Die Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge haben ein Patent auf ihre Methode angemeldet und bekunden daher offiziell finanzielle Interessen, wie von dem Journal vorgeschrieben.
Lu arbeitet mit Viren, die Bakterien befallen. Diese sogenannten Bakteriophagen sind in großer Zahl bekannt und lassen sich im Labor gentechnisch verändern. In diesem Fall setzten die Forscher die Erbanlage für ein zusätzliches Protein ein, das sie mit Hilfe des Virus in die Bakterienzellen schleusen wollten.
Wirkung verstärken
Ihr Ziel ist es, darin die Wirkung eines Antibiotikums zu verstärken. Solche Substanzen schädigen unter anderem die Erbsubstanz der Keime, was diese im Idealfall zugrunde gehen lässt und die Infektion bekämpft. Ganz hilflos sind Bakterien dieser Attacke der Medikamente indes nicht ausgesetzt: Einige aktivieren ein Notfall-Programm, mit dem sie ihre DNA reparieren. Genau auf dieses SOS-System zielen daher die konstruierten Viren.
Sie tragen die Erbanlage für ein Protein mit sich, das das SOS-System stört – und damit die Selbstreparatur der Bakterien. "Es ist einfacher, Bakteriophagen zu verändern als ein neues Medikament zu entwickeln", erklärte Lu in einer Mitteilung des MIT. Antibiotikum und Virus sollen sich in ihrer Wirkung ergänzen.
Erfolgreicher Test
Die Wissenschaftler testeten ihre Viren in infizierten Mäusen und mit drei verschiedenen Antibiotika. Von den nicht behandelten Nagern starben 90 Prozent, heißt es in dem Fachartikel. In der nur mit Antibiotika behandelten Tiergruppe starben 80 Prozent. 50 Prozent überlebten, wenn ihnen natürliche Bakteriophagen und Antibiotika gegeben wurden. Die Kombination aus den maßgeschneiderten Viren und den Medikamenten rettete schließlich 80 Prozent der Nager.
Obwohl sie bereits ein Unternehmen zur Fortentwicklung der Technik gegründet haben, weisen die Forscher darauf hin, dass Bakteriophagen in der klinischen Forschung derzeit nicht akzeptiert sind – zu viele unbekannte und mögliche Risiken sind damit verbunden. Allerdings ließen sich die Phagen so konstruieren, dass sie sich nicht vermehren können. Lu hofft, große Sammlungen veränderter Bakteriophagen anlegen zu können, die in Kombination mit einem oder mehreren Antibiotika die Krankheitskeime besser bekämpfen.
Quelle: ntv.de