Körpereigener Hemmstoff Virip blockiert Aids-Erreger
19.04.2007, 19:00 UhrDeutsche Forscher haben einen Stoff im Blut entdeckt, der Aidsviren hemmt. Er blockiert die Anlagerung der Viren an die Körperzellen, so dass sie nicht eindringen können. Das Team um Frank Kirchhoff und Jan Münch vom Universitätklinikum Ulm hat zudem herausgefunden, dass gezielte Veränderungen in dem Stoff namens Virip zu einer noch effektiveren Hemmung der Aidsviren führen. Dies sei ein guter Ansatz für neue Medikamente, schreiben die Forscher im US-Fachjournal "Cell" (Bd. 129, S. 263).
"Wir hoffen, noch in diesem Jahr Studien am Menschen zu starten", sagte Mitautor Wolf-Georg Forssmann, der einen Wirkstoff auf der Grundlage dieser Entdeckung bei der Firma IPF Pharmaceuticals in Hannover mitentwickelt hat. Mehrere Tierversuche zur Zulassung einer Studie am Patienten seien weitgehend abgeschlossen.
Die Forscher hatten mehr als eine Millionen Blutstoffe von Dialysepatienten nach einem möglichen Einfluss auf die Aidsviren geprüft. Sie entdeckten, dass ein Teilstück eines bekannten Blutproteins Aidsviren blockiert, und nannten es Virip (Virus Inhibitorisches Peptid).
Virip blockiert eine bestimmte Funktion des Hüllproteins gp41 des Aidserregers HIV-1. Die Viren benötigen das Protein, um in die menschlichen Zellen einzudringen. In Laborversuchen seien Viren nicht gegen Virip resistent geworden.
Virip greift am selben Protein an wie das seit 2003 zugelassene Aidsmedikament Fuzeon (Wirkstoff Enfuvirtid), allerdings nach Angaben der Forscher an einer anderen Stelle. Sollten die künstlichen Abkömmlinge von Virip in klinischen Studien erfolgreich sein, könnten diese Verbindungen Menschen helfen, deren Aidsviren gegen andere Medikamente resistent geworden sind. Derzeit gibt es rund 20 Medikamente auf dem Markt. Kein Medikament kann Aids heilen. An der Arbeit waren weitere Forscher aus Ulm, Hannover, Erlangen, Lübeck, Hamburg und New York beteiligt.
Gemäß den Statuten des Fachjournals erklären Forssmann und zwei weitere Kollegen, dass sie finanzielle Interessen mit der Forschung verbinden.
Quelle: ntv.de