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Medikamentenabhängigkeit Vom Arzt oft unterstützt

Viele der bundesweit 1,5 Millionen Medikamentenabhängigen sind nach Ansicht der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (Hamm) auch von ihren Ärzten in die Sucht getrieben worden.

Ärzte kümmerten sich häufig nicht um die maximale Verordnungsdauer, über die hinaus ein Medikament abhängig mache, sagte Geschäftsführer Rolf Hüllinghorst. "Bei solchen Medikamenten darf nicht einfach die Sprechstundenhilfe ein neues Rezept ausstellen, sondern der Arzt muss seine Verordnung regelmäßig überprüfen", sagte er. Hüllinghorst begrüßte den neuen Ärzte-Leitfaden zum Umgang mit Medikamentenabhängigkeit, den die Bundesärztekammer am 3. April in Berlin vorstellen will.

Ärzte hätten eine enorm wichtige Rolle. "Patienten geben ihre Selbstverantwortung doch an der Praxistür ab. Dann kommt der weiß gekleidete Doktor, und alles was der sagt, ist richtig", sagte Hüllinghorst. Selbst wenn ein Arzt Medikamente mit Suchtpotenzial viel zu lange verordne, zweifle dies kaum ein Patient an. Vor allem bei Schlafstörungen griffen viele Ärzte viel zu schnell zu Medikamenten mit langfristigen Nebenwirkungen, anstatt zunächst einmal auf sanfte Alternativen wie einen Baldriantee oder abendliche Spaziergänge hinzuweisen.

Unter den Medikamentenabhängigen sind nach Angaben der Suchtstelle doppelt so viele Frauen wie Männer. Viele könnten ihren Alltag ohne Medikamente gar nicht mehr meistern, sagte Hüllinghorst. Weil der Entzug für Körper und Seele belastend wäre, nähmen die meisten ihre Medikamente weiter - mit bereitwilliger Unterstützung ihrer Ärzte.

Quelle: ntv.de

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