Mindestens einmal im Jahr Vorsorge rettet Leben
31.10.2007, 09:10 UhrZum Arzt gehen, wenn man gar nicht krank ist? Das fällt vielen schwer. Dabei hat jeder Krankenversicherte ein Recht auf kostenlose Vorsorgeuntersuchungen. Doch nach Verbraucherschützerangaben machen nur wenige davon Gebrauch.
"Nur rund 40 Prozent aller Deutschen nehmen diese in Anspruch", sagt Wolfgang Schuldzinski, Gesundheitsexperte von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Dabei können sie Leben retten. "Die Vorsorgeuntersuchungen konzentrieren sich auf Krankheiten, die gut zu behandeln sind, wenn sie früh erkannt werden. Hierzu zählen die häufigsten Todesursachen, nämlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tumore", erklärt Herbert Schuster vom Infozentrum für Prävention und Früherkennung in Frankfurt/Main. "Anders als etwa bei Reiseimpfungen unterscheiden sich die Leistungen der einzelnen Kassen bei den Vorsorgeuntersuchungen nicht", sagt Schuldzinski. "Bei den privaten Versicherungen hingegen lohnt sich der Vergleich."
Zu den Kassenleistungen gehören Check-ups für Männer und Frauen über 35. Sie dienen der Früherkennung von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie Diabetes mellitus. Hinzu kommen jährliche Krebsfrüherkennungsmaßnahmen wie Prostata-Untersuchungen für Männer ab 45, Genitaluntersuchungen für Frauen ab 20 und Dickdarm- und Rektumuntersuchungen für Frauen und Männer ab 50. Für Kinder und Schwangere gibt es zusätzliche Empfehlungen.
"Die Grundlage für jede Früherkennungsuntersuchung ist die Erhebung von Patientendaten und Familienanamnese", erläutert Diethard Sturm, Vorsitzender des Instituts für hausärztliche Fortbildung (IhF) im Deutschen Hausärzteverband in Köln. Für die anschließenden körperlichen Untersuchungen und Blutproben gibt es Richtlinien.
Diese mehrstufigen Leistungen kann jeder Patient kostenlos und ohne Zahlung einer Praxisgebühr nutzen. Diese wird erst fällig, wenn aufgrund des Befundes weitere Diagnostik oder Therapien notwendig sind. Auch ohne Verdacht bieten Ärzte Extras wie Glaukomuntersuchungen oder Haut-Screening, Ultraschalluntersuchung des kleinen Beckens durch die Scheide oder bei Männern PSA-Tests an. Diese sogenannten IGel-Leistungen (individuelle Gesundheitsleistungen) müssen Patienten aus eigener Tasche zahlen.
Wer zur Vorsorge geht, möchte so gut wie möglich vorsorgen. Nur: Wie soll der Laie beurteilen, welche Untersuchung sinnvoll für ihn ist? "Letztendlich muss sich der Patient auf seinen Arzt verlassen, weil er selbst medizinisch nicht kompetent genug ist", sagt Hans-Michael Mühlenfeld, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Bremen.
Auf keinen Fall sollte sich ein Patient direkt in der Praxis zu einer kostenpflichtigen Leistung entschließen, sondern zunächst weitere Informationsmöglichkeiten nutzen, zum Beispiel das Internet. "Immer mehr Fachgesellschaften richten Seiten für die Öffentlichkeit ein", sagt Schuster. Dort sind fachlich fundierte, auch für Laien verständlich formulierte Informationen zu finden. Eine gute Orientierungshilfe sind auch Publikationen von Verbraucherschutzorganisationen wie der Stiftung Warentest. Daneben bieten Krankenkassen Infotelefone an. Zuletzt bleibt noch die Möglichkeit, eine medizinische Zweitmeinung einzuholen.
Quelle: ntv.de