Attraktiv fürs Weibchen Wale singen immer tiefer
05.01.2010, 12:01 Uhr
Ein Blauwal kann bis zu 33 Meter lang werden. Mit einem Gesamtgewicht von rund 200 Tonnen ist der Blauwal das schwerste Tier, das jemals auf der Erde gelebt hat.
(Foto: wikipedia)
In allen Ozeanen der Erde singen die Blauwale in immer tieferer Tonlage. Vor der Küste Kaliforniens etwa ist die Tonhöhe seit den 1960er Jahren um 31 Prozent gesunken, berichten US-Forscher im Journal "Endangered Species Research". Der genaue Grund für diese Veränderung ist bisher unklar, möglicherweise ist das Ende der kommerziellen Waljagd dafür verantwortlich.
Die Gesänge der Blauwale (Balaenoptera musculus) sind Fachleuten noch immer ein Rätsel. Weltweit gibt es mindestens 10 verschiedene Liedtypen, die in unterschiedlichen Regionen gesunken werden – aber über die Funktion der Lieder ist wenig bekannt. Bisher waren alle singenden Wale, deren Geschlecht bestimmt wurde, männlich. Experten nehmen an, dass die Gesänge bei der Partnersuche eine Rolle spielen.
Analyse aus 45 Jahren
Aufgezeichnet werden Walgesänge seit ungefähr 45 Jahren. Sarah Mesnick von der Scripps Institution of Oceanography an der University of California San Diego (La Jolla/US-Staat Kalifornien) und ihren Mitarbeitern war nun aufgefallen, dass die Frequenz der Lieder, also die Tonhöhe, seit Jahren kontinuierlich abnimmt. Sie werteten daraufhin Aufzeichnungen der Gesänge aus dem Nordost-, Südwest- und Nordwestpazifik, dem Nordatlantik, dem Nord- und Südostindischen Ozean sowie dem südlichen Polarmeer.
In allen Meeresregionen nahm laut der Analyse die Frequenz der Walgesänge seit Beginn der Aufzeichnungen kontinuierlich ab. Klimatische Veränderungen, wie die Erhöhung der Wassertemperatur und des Salzgehaltes, kommen als Erklärung für die Beobachtung nicht in Frage, schreiben die Wissenschaftler. Sie beeinflussten zwar die Ausbreitung der Walgesänge, allerdings nur geringfügig. Auch die zunehmende Geräuschbelastung der Meere scheide als Ursache aus. Denn wollten sich die Wale gegen lauteren Hintergrundlärm besser durchsetzen, müssten sie eher in einem höheren Frequenzbereich singen als in einem niedrigeren.
Walfangverbot als Ursache?
Eine sinnvolle Erklärung fanden die Forscher indes in der weltweit vermuteten Zunahme der Bestände seit dem Ende der kommerziellen Jagd auf Blauwale in den 1970er Jahren. Da in einer Region mehr Tiere leben, müssen die männlichen Wale bei der Partnersuche ihre Töne nicht mehr über ganz so weite Distanzen schicken, um von den weiblichen Tieren gehört zu werden. Sie können deshalb in tieferen Frequenzen singen. Ein tieferer Gesang sei für männliche Wale zusätzlich von Vorteil, da dieser ein großes Lungen- und Körpervolumen signalisiere und weibliche Wale wahrscheinlich größere Tiere bei der Partnerwahl favorisierten.
Quelle: ntv.de