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Vom Aussterben bedroht Washington nimmt Eisbären auf

Wegen des immer weiter abschmelzenden Polareises in der Arktis hat die US-Regierung den Eisbären zur gefährdeten Tierart erklärt. US-Innenminister Dirk Kempthorne warnte in Washington, der Eisbär könne "in absehbarer Zukunft vom Aussterben bedroht sein". Kempthorne bezog sich auf Satellitenaufnahmen, denen zufolge die polaren Eisflächen inzwischen so klein sind wie nie zuvor in der Geschichte der Messungen. Gleichzeitig kündigte die US-Regierung jedoch Richtlinien an, die den Schutz der Tiere einschränken. So soll eine Behinderung der Ölförderung im US-Bundesstaat Alaska durch den Artenschutz ausgeschlossen werden.

Der Rückgang des Lebensraums auf der gefrorenen Meeresoberfläche lasse die Zahl der Bären immer weiter sinken, sagte Kempthorne. Die Tiere jagen vom Packeis aus Robben, die zu ihrem Hauptnahrungsmittel zählen. Im offenen Wasser gelingt es Eisbären hingegen kaum, Beute zu erlegen. Schätzungen zufolge gibt es noch etwa 25.000 Eisbären, von denen zwei Drittel in Kanada leben. Die dortigen Behörden halten sie aber offiziell noch nicht für gefährdet. Wissenschaftliche Studien im Auftrag der US-Regierung sagen hingegen angesichts der schmelzenden Polkappen ein Aussterben der Eisbären bis 2050 voraus.

Kempthorne forderte effektive Maßnahmen gegen die Erderwärmung. "Ich muss unterstreichen, dass die Auflistung des Eisbären als gefährdete Tierart weder den globalen Klimawandel aufhalten noch das Abschmelzen des Meereseises stoppen wird", sagte er. Einschränkt wird die Umsetzung des US-Gesetzes zum Schutz von bedrohten Arten beim Eisbären jedoch durch eine Reihe von administrativen Richtlinien. Diese sollten "verhängnisvolle" Auswirkungen auf die US-Wirtschaft verhindern, sagte Kempthorne. Die USA hatten im Februar die Förderung von Öl und Gas auf rund 30. 000 Hektar Land in der Tschuktschensee vor Alaska in unmittelbarer des Nähe des Lebensraums der Eisbären erlaubt.

Die Entscheidung, den Eisbär unter Artenschutz zu stellen, ging von einer Empfehlung der Fischerei- und Wildtierbehörde aus dem Januar 2007 aus. Auch der US-Kongress hatte diesbezüglich Druck auf die Regierung von George W. Bush ausgeübt. Denn in der Klimapolitik verfolgte Bush bislang eine zurückhaltendere Linie als etwa die Länder der EU. So lehnt Bush verbindliche Obergrenzen für den Ausstoß von Treibhausgasen ab, die für die Erderwärmung verantwortlich gemacht werden.



"Gewaltiger Sieg"

Der Präsident der weltgrößten Umweltschutzorganisation WWF, Carter Roberts, nannte die Entscheidung der US-Regierung einen "gewaltigen Sieg". Gleichzeitig bedauerte er die Verspätung, mit der der Schutz in Kraft getreten sei. Führende Vertreter der kanadischen Ureinwohner kritisierten hingen den Schutz der Tiere. Sie machen traditionell Jagd auf das größte Landraubtier der Erde. "Unsere oberste Sorge galt immer der Frage, inwieweit die Inuit in Kanada von dieser Entscheidung betroffen sind", hieß es in einer Erklärung. Sie sehen ihre Kultur, ihre Wirtschaft und ihre gesamte Existenz bedroht.



Quelle: ntv.de

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