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Entwicklungsländer Wasserkrise größte Gefahr

Unsauberes Trinkwasser, mangelnde Hygiene und eine ungerechte Verteilung von Wasser bedrohen die Entwicklung in den ärmsten Ländern der Erde stärker als bewaffnete Konflikte. Zu diesem Ergebnis kommen die Vereinten Nationen (UN) in ihrem "Bericht über die menschliche Entwicklung 2006", der am Donnerstag weltweit vorgestellt wird. Jedem sechsten Menschen auf der Welt werde der Zugang zu sauberem Trinkwasser verweigert, sagte der Vizechef des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP), Ad Melkert, bei einer Vorab-Präsentation des Berichts in Berlin.

Trotz eines beispiellosen Reichtums in den Industriestaaten, habe diese "Rechtsverletzung" den vermeidbaren Tod von 1,8 Millionen Kindern zur Folge, sagte Melkert. Die Autoren des Berichts forderten angesichts der sich verschärfenden Wasserkrise einen Aktionsplan unter Führung der G-8-Staaten und eine höhere Entwicklungshilfe. Unter anderem solle der Zugang zu sauberem Wasser zu einem Menschenrecht erhoben und jedem Bürger ein Anspruch auf 20 Liter Wasser täglich zugestanden werden.

Etwa 1,1 Milliarden Menschen haben dem Bericht zufolge keinen Zugang zu Wasser, 2,6 Milliarden verfügen nicht über ausreichend sanitäre Einrichtungen. "Die globale Wasserkrise resultiert nicht etwa aus Knappheit, sondern hat ihren Ursprung in Armut und Ungleichheit", sagte Melkert. Zudem sei der Umgang mit menschlichen Ausscheidungen weitgehend ein Tabu und erschwere so sachgerechte Lösungen. Dabei verursache der Mangel an sanitären Mindeststandards weltweit Millionen Todesfälle und schwere Erkrankungen.

Die Autoren kritisieren weiter, dass gerade arme Menschen mehr für Wasser bezahlen müssten, als wohlhabende. Die ärmsten Haushalte in Ländern wie Nicaragua oder Jamaika müssten rund zehn Prozent ihres Einkommens für Wasser ausgeben, in Großbritannien seien es gerade einmal drei Prozent.

Melkert forderte von der Bundesregierung, die kommenden deutschen Präsidentschaften in der EU und der G8 dazu zu nutzen, dass Thema Wasser auch dort auf die Tagesordnung zu setzen. Es brauche dazu auch eine drastische Erhöhung der Entwicklungshilfe.

Quelle: ntv.de

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