Fliegende Speisekammer Weltraumfrachter angedockt
03.04.2008, 17:23 UhrDer erste europäische Weltraumfrachter "Jules Verne" ist an der Internationalen Raumstation ISS angekommen. Das unbemannte Transportfahrzeug ATV (Automated Transport Vehicle) dockte um 16.46 Uhr europäischer Zeit vollautomatisch an. Es ist damit fester Bestandteil der zurzeit mit drei Astronauten besetzten Raumstation.
Vor dem Anlegen hatten die russische Kontrollstation in Moskau und das europäische ATV-Kontrollzentrum im französischen Toulouse grünes Licht gegeben. Die Flugmanöver auf den letzten Metern wurden an mehrere europäische Raumfahrtstandorte, darunter Bremen, live übertragen.
Die Raumfähre ATV ist der erste unbemannte und vollautomatische Weltraumtransporter. Er dient zur Versorgung der Astronauten in der Internationalen Raumstation, die seit zehn Jahren im Aufbau ist und die Erde in etwa 400 Kilometern Höhe umkreist. Neben den großen US-"Shuttle"-Transportern und den kleinen "Sojus"-Kapseln mit Besatzung können derzeit nur die unbemannten "Progress"-Frachter zur ISS fliegen. Das in Europa gebaute ATV hat mit neun Tonnen dreimal mehr Nutzlast. Obwohl es ohne Piloten fliegt, muss es höchste Sicherheitsstandards wie ein bemanntes System erfüllen.
Das erste ATV "Jules Verne" war am 9. März mit der bisher leistungsstärksten Ariane-5-Trägerrakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou (Französisch-Guayana) gestartet. Nach dem Ausfahren der Sonnensegel sorgten satelliten- und radargestützte Sensoren für die Orientierung. Beim Jungfernflug musste das ATV zu Testzwecken verschiedene Flugmanöver absolvieren, bevor es sich der ISS nähern durfte.
Die 1,3 Milliarden Euro teure Raumfähre wurde maßgeblich bei EADS Astrium in Bremen entwickelt und gebaut. Sie ist zehn Meter lang und hat einen Durchmesser von fünfeinhalb Metern. An Bord sind rund sechs Tonnen Wasser, Nahrung, Treibstoff und Experimentieranlagen. Zu den Aufgaben der Raumfähre zählt auch das Anheben der ISS, die täglich um 200 Meter absinkt. Mit dem Müll der Station fliegt das ATV nach sechs Monaten Richtung Erde und verglüht. Der Transporter dient also als Speisekammer, Abstellraum, Sprungbrett und Müllschlucker.
Quelle: ntv.de