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Kliniken sparen Geld Weniger Sonntagskinder

Weil immer mehr Kinder mit einem Kaiserschnitt zur Welt geholt werden, gibt es in Deutschland weniger Sonntagskinder. Diese zuvor gehegte Vermutung bestätigte der Bremer Biologe Alexander Lerchl anhand einer Untersuchung aller im Jahr 2003 in Deutschland geborener Kinder. In den Daten fand der Wissenschaftler noch einen anderen Trend: Je mehr Kaiserschnitte vorgenommen werden, desto weniger sind die Hebammen bei der Geburt gefragt. Seine Untersuchung ist in den "Naturwissenschaften" nachzulesen.

Insgesamt kamen im Jahr 2003 in Deutschland 706.721 Kinder zur Welt. In allen Bundesländern mit Ausnahme Bremens wurden am Wochenende weniger Kinder geboren als in der Woche, zeigte die Auswertung. Vor allem am Sonntag gab es deutlich weniger Geburten als statistisch zu erwarten gewesen wären. Gleichzeitig bekamen auch die Hebammen immer weniger zu tun: Die Zahl der pro Hebamme geborenen Kinder nahm mit der Kaiserschnitt-Häufigkeit des Bundeslandes ab, berichtet Lerchl weiter. Er forscht an der Bremer Jacobs-Universität.

Planung spart Geld

Krankenhäuser planen Kaiserschnitte – so sie nicht spontan nötig werden – an den Wochentagen, da die Kliniken dann in der Regel besser personell besetzt sind und der Eingriff somit sicher wird. Dies ist eine der Begründungen für die Beobachtungen. Zum anderen sparten die Kliniken aber auch Geld, wenn sie Wochenend-Geburten vermeiden: Samstags und sonntags sind die Personalkosten um etwa ein Viertel höher. Die Zunahme der Kaiserschnitte wird von einigen Medizinern mit Skepsis betrachtet, da die medizinischen Risiken für Mutter und Kind dabei höher seien als bei einer normalen Geburt.

Außer einem erhöhten Infektionsrisiko und Problemen mit der Betäubung fürchten die Kritiker vor allem einen Bindungsverlust zwischen Mutter und Neugeborenem. Möglicherweise wirke sich der Kaiserschnitt auch noch später im Leben aus; Untersuchungen zeigten, dass Kaiserschnitt-Kinder ein höheres Asthma-Risiko haben.

Quelle: ntv.de

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