Marsmond-Sonde droht abzustürzen Wie bedenklich ist Kobalt 57?
10.11.2011, 10:11 Uhr
Ist es möglich, die Marsmond-Sonde, hier noch in der Vorbereitungsphase, kontrolliert zur Erde zurück zu holen?
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Es gilt inzwischen als wenig wahrscheinlich, dass die Marsmond-Sonde Phobos noch gerettet werden kann. Kurz nach dem Start war der Raumfrachter vom Kurs abgekommen. Womöglich stürzt er unkontrolliert auf die Erde - und mit ihm radioaktives Kobalt 57. Ist das eine Gefahr?
An Bord der zurzeit unkontrolliert um die Erde kreisenden Marsmond-Sonde Phobos-Grunt sind neben giftigem Treibstoff einige Gramm Kobalt 57. Das radioaktive Material ist für ein Messgerät notwendig, mit dem Marsmond Phobos erforscht werden soll. Es ist bei anderen Raumflugmissionen zum Einsatz gekommen, so zum Beispiel bei den Mars Exploration Rovers der NASA.
Bedenklich ist der Stoff offenbar nicht. "Er zerfällt mit einer Halbwertszeit von 271,79 Tagen in das stabile Eisen 57", sagt Andreas Schütz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, einem der Projektpartner der Marsmission, gegenüber n-tv.de. "Sollte Phobos-Grunt irgendwann unkontrolliert in die Erdatmosphäre wiedereintreten", so Schütz, "wäre das Kobalt bereits weitgehend zerfallen. Reste verteilen sich beim Wiedereintritt in der oberen Atmosphäre. Sie stellen daher keine Gefahr da."
Kontrollierter Wiedereintritt möglich?
Der 13 Tonnen schwere Transporter, mit dem die Sonde Phobos-Grunt vom Weltraumbahnhof Baikonur abgehoben hatte, war am Dienstag, kurz nach dem Start, vom Kurs abgekommen. Der Frachter befindet sich in der Erdumlaufbahn. Es bleiben nur noch zwei Tage, um seinen Kurs zu korrigieren. Dann droht er abzustürzen.
Die Sonde kontrolliert zur Erde zurück zu holen, wäre, so Schütz, "nur mit funktionierendem Triebwerk möglich oder falls Steuerdüsen an Bord wären. Eine weitere Voraussetzung wäre, dass man überhaupt mit der Sonde in Kontakt bleiben kann." Doch dafür ist nur so lange Zeit, bis die Batterien leer sind. Im Klartext bedeutet das, dass nun nur noch etwa zwei Tage bleiben, um die Mission zu retten.
Warten auf ein Wunder
Russlands erste interplanetare Mission seit 15 Jahren sollte im August 2014 Bodenproben von Phobos zur Erde bringen. Die etwa 120 Millionen Euro teure russische Sonde und der chinesische Satellit Yinghuo-1 hätten sich zunächst wie geplant von der Zenit-Trägerrakete getrennt, hieß es bei der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos. Dann aber versagten beide Triebwerkszündungen vermutlich wegen defekter Sensoren.
Russische Agenturen zitierten einen Roskosmos-Mitarbeiter mit den Worten, es helfe "nur ein Wunder". Die Chancen auf eine Rettung seien gering. "Die schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet." Dem widersprach Roskosmos-Chef Popowkin. "Dies ist eine außerplanmäßige Situation", sagte er. "Aber wir haben Kontakt zum Transporter."
Ein Roskosmos-Experte gab an, dass sich der Transporter derzeit in einer Höhe zwischen 208 und 356 Kilometern bewege. Nach etwa fünf bis zehn Tagen könnte er an Geschwindigkeit verlieren und abstürzen. "Wohl nur ein Teil des Frachters würde dann in der Atmosphäre verglühen."
Quelle: ntv.de, asc/dpa