Wissen

Neue Erkenntnis im Kampf gegen Aids Wie das Virus in die Zelle kommt

Die Erkenntnis der Wissenschaftler schürt Hoffnungen im Kampf gegen Aids.

Die Erkenntnis der Wissenschaftler schürt Hoffnungen im Kampf gegen Aids.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Damit sich das Aidsvirus vermehren kann, muss es in den Kern der befallenen Zelle vordringen. Wie das geschieht, war bisher nicht bekannt. Nun liefern britische Forscher neue Hinweise.

Um in den Kern der befallenen Zelle vorzudringen, koppelt sich das Aidsvirus HIV an ein Protein aus seiner Wirtszelle. Nur so gelangt der Erreger durch jene Poren, die das Innere des Zellkerns mit seiner Umgebung verbinden. Das berichtet eine Gruppe um Greg Towers vom University College London. Die Studie steht im Journal "PLoS Pathogens". Damit sind zugleich Hoffnungen verbunden: Wenn bekannt ist, wie das Virus in den Kern eindringt, lässt sich womöglich auch etwas dagegen tun.

Elektronenmikroskopische Aufnahme mehrerer Aidsviren.

Elektronenmikroskopische Aufnahme mehrerer Aidsviren.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

HIV kommt meist in infiziertem Blut oder Sperma in den Körper. Die Viren gelangen danach durch die Zellmembran ins Zellinnere. Dies reicht aber noch nicht: Das Virus muss seine Erbsubstanz auch ins Genom der Wirtszelle einbauen, und das liegt im Zellkern. In dessen Hülle finden sich große Poren (Kernporen), die den Ein- und Ausstrom von Erbmolekülen und Proteinen regeln.

Das Team um Towers beschreibt nun, dass sich ein Protein des Virus (das Capsid-Protein) zuerst an ein Protein der Wirtszelle (Nup358) binden muss, damit es durch die Kernpore ans Ziel gelangt. Viren mit einem veränderten Capsid-Protein, das Nup358 nicht binden kann, können sich in Immunzellen auch nicht mehr vermehren, schreiben die Forscher. Wer also das Zusammenwirken zwischen dem viralen Capsid-Protein und dem körpereigenen Nup358 stört, hat womöglich eine potenzielle neue Waffe im Kampf gegen HIV im Arsenal. Noch gibt es aber keine Aussicht auf ein neues Medikament, die Versuche sind im Stadium der Grundlagenforschung.

Bisherige Medikamente gegen HIV greifen das Virus an verschiedenen Stellen an. Mal soll bereits sein Eindringen in die Zelle vermieden werden, mal sein Einbau ins Genom. Oft werden unterschiedliche Medikamente miteinander kombiniert verabreicht.

Ende 2010 lebten weltweit rund 34 Millionen Menschen mit HIV/Aids, berichtet das Aidsprogramm UNAIDS der Vereinten Nationen. Rund 68 Prozent von ihnen (22,9 Millionen) leben demnach in Afrika südlich der Sahara. Weltweit starben im vergangenen Jahr 1,8 Millionen Menschen an Aids. Medikamente gegen das Virus haben nach Schätzung von UNAIDS 700.000 weitere Tote verhindert.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen