Modellrechnung schafft Klarheit Wie fraßen Langhälse?
03.06.2010, 11:19 Uhr
Das Modell eines 15 Meter hohen Brachiosaurus ist im Saurierpark-Urzoo Kleinwelka bei Bautzen zu sehen.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Wie haben riesige Dinosaurier mit ihren bis zu zehn Meter langen Hälsen pflanzliche Nahrung vom Baum gerupft? Liefen die schweren Giganten auf säulenstarken Beinen von Baum zu Baum, oder blieben sie so lange wie möglich stehen, um ihre Umgebung in der Höhe kahlzufressen? Die Nahrungssuche in der Senkrechten, so merken es die Gegner dieser Hypothese unter den Saurierforschern an, habe im Körper der Urechsen zu einem sehr hohen Blutdruck geführt. Die Tiere hätten viel Energie aufwenden müssen, um damit fertig zu werden. Deshalb habe sich das Fressen in der Höhe wohl nicht gelohnt.
Das sieht Professor Andreas Christian von der Universität Flensburg in seiner Studie in den "Biology Letters" der britischen Royal Society anders. Seine Kalkulationen bringen ihn zu dem Schluss, dass sich das Fressen in der Höhe für die Riesen-Sauropoden durchaus rechnete – jedenfalls dann, wenn die Nahrung nur spärlich um sie herum verteilt war.
Recken statt Laufen
Dazu habe Christian den Energieaufwand fürs Fressen in großer Höhe mit den Energiekosten fürs Gehen über bestimmte Distanzen verglichen, teilte die Universität mit. Dabei zeigte sich, dass einige Minuten Fressen in großer Höhe energiegünstiger waren, als eine Strecke von mehreren Körperlängen zu laufen. Dazu trug sicher das beeindruckende Gewicht der großen Saurier bei – sie konnten wohl bis zu 30 Tonnen erreichen.
"Wenn die Nahrung aus weit verteilten Bäumen bestand, war es vorteilhafter einen Baum bis in die erreichbare Höhe abzuweiden, als zum nächsten Baum zu laufen", so lautet der Schluss des Forschers vom Institut für Biologie und deren Didaktik. Zuvor seien solche Modellrechnungen nicht vorgenommen worden. "Schon frühere biomechanische Berechnungen des Biologen zeigten, dass die Sauropoden auch in der Lage waren, ihren Hals nach oben zu strecken, das Knochengerüst und die Mechanik dahinter ließen dies durchaus zu", heißt es bei Christian, den die größten Landtiere seit Jahren faszinieren.
Quelle: ntv.de, dpa