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Der monatliche Schmerz Wucherungen im Bauch

Für rund zwei Millionen Frauen in Deutschland sind die Tage rund um ihre Tage ein einziger Kampf gegen den Schmerz. Einige leiden so stark, dass sie nicht zur Arbeit gehen können oder den Tag nur mit Schmerzmitteln überstehen.

Diese Heftigkeit von Regelbeschwerden ist nicht normal. Sie deutet auf eine der häufigsten gynäkologischen Krankheiten hin: Endometriose. Bei der Endometriose lagert sich Gewebe aus der Gebärmutterschleimhaut an anderen Orten ab. Das kann zum Beispiel im Bauchraum, an den Eierstöcken oder den Eileitern sein. Dort beginnt das Gewebe zu wuchern und blutet parallel zum Zyklus der Frau. Die meisten Fälle treten bei Frauen im Alter von 26 Jahren auf, eine weitere Spitze liegt bei den 35-Jährigen.

Die Krankheit gilt als gutartig, aber sie besitzt einige Fähigkeiten eines Tumors, zum Beispiel die Tendenz zum Wuchern, erklärt Prof. Andreas Ebert vom Endometriose Zentrum an der Humboldt-Universität in Berlin. Endometriose steckt häufig als Ursache hinter ungewollter Kinderlosigkeit. Die Wucherungen und das austretende Blut verkleben die Organe und verhindern so eine Schwangerschaft, sagt Christan Albring, Präsident des Bundesverbandes der Frauenärzte (BVF) in Hannover.

Eine weitere typische Folge der Erkrankung seien Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. "Schmerzen beim Sex sind nicht normal", betont Katrein Hoffmann von der Endometriose-Vereinigung Deutschland in Leipzig. Im Gespräch mit dem Arzt ist es wichtig, genaue Angaben über Ort und Intensität der Schmerzen zu machen. "Viele Frauen wissen aber nicht, wie sie sich ausdrücken sollen", erläutert Hoffmann. Wichtig sei es, hier Hemmungen abzubauen und ein Bewusstsein für die Schmerzen zu entwickeln.

Am Anfang der Diagnose steht ein ausführliches Gespräch. Weitere Schritte sind die Tast- und die Ultraschalluntersuchung. Den endgültigen Beweis für eine Endometriose liefert allerdings nur eine Bauchspiegelung. Bei dem operativen Eingriff unter Narkose werden zugleich die wuchernden Herde im Bauchraum entfernt. Im Schnitt bleibt eine Endometriose sechs bis acht Jahre unerkannt. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 30.000 Frauen neu.

Bei der Therapie muss unterschieden werden, ob die Patientin wegen Schmerz oder wegen ungewollter Kinderlosigkeit behandelt wird, sagt Andreas Ebert. In beiden Fällen steht am Anfang das radikale Wegschneiden der Krankheitsherde. Bei der Schmerzbehandlung erzielen Hormone gute Ergebnisse, sagt Christian Albring. Die Anti-Baby-Pille oder eine Dreimonatsspritze können hier helfen.

Frauen mit Kinderwunsch werden anders behandelt. Der Körper wird künstlich in die Wechseljahre versetzt, erklärt Albring. "So wird ein sogenanntes Burnout, ein Ausbrennen der Herde, erreicht." Nach einem halben Jahr würden die Hormone wieder abgesetzt. Im Normalfall sei die Endometriose so weit zurückgegangen, dass die Chancen auf eine Schwangerschaft steigen.

Katrin Hoffmann kämpft für mehr Akzeptanz für die Betroffenen. Sie hat selber einen langen Leidensweg hinter sich. "Niemand nimmt einen für voll und alle denken, man sei ein Simulant", sagt sie. In der sogenannten Peer-to-peer-Beratung am Telefon informieren Hoffmann und andere betroffene Frauen über die Krankheit und machen Mut: "Wir wollen das Thema nicht dramatisieren, aber sehr wachsam dafür sein."

Quelle: ntv.de

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