Risikogebiete immer größer Zecken auf dem Vormarsch
20.03.2009, 13:23 UhrMit dem Frühlingsbeginn treten auch die Zecken wieder in Aktion. Die kleinen Blutsauger kommen bei Temperaturen von etwa acht Grad Celsius aus ihrem Winterschlaf und lauern vielerorts bereits jetzt auf Gräsern und Büschen. Damit steigt auch für Spaziergänger die Gefahr von Zeckenbissen. Die Tiere können die Erreger gefährlicher Infektionskrankheiten übertragen, mit denen sich bis Samstag auch Experten auf einem Internationalen Symposium in Weimar befassen.
In den vergangenen Jahren haben sich die Zecken wegen der Klimaerwärmung immer weiter nach Norden ausgebreitet. Auch in Deutschland werden die Risikogebiete vom Süden des Landes ausgehend kontinuierlich größer. Den Experten zufolge breiten sich die Zecken aber nicht nur nach Norden aus, sondern - und das ist neu - auch in der Höhe. So wurden in Tschechien und Österreich Zecken schon in 1500 Meter Höhe gesichtet; bislang galten 1000 Meter als Lebensgrenze für die Blutsauger.
Die Tierchen sitzen vor allem in der bodennahen Vegetation bis maximal anderthalb Meter Höhe auf Gräsern, Büschen oder halbhohen Bäumen. Von dort aus gelangen sie zu vorbei laufenden Tieren oder Menschen, bei denen sie sich an einer weichen Hautpartie festbeißen. Mit Hilfe ihres mit Widerhaken versehenen, stachelartigen Mundwerkzeugs bohren sie sich in die Haut, um Blut zu saugen. Dabei kann es zur Übertragung gefährlicher Krankheitserreger kommen.
Überträger von FSME und Borreliose
Zecken können den Erreger der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen, einer keineswegs nur im Frühsommer vorkommenden virusbedingten Hirnhaut- oder Gehirnentzündung. Bereits Ende Januar hat das Robert-Koch-Institut (RKI) im diesem Jahr den ersten Fall von FSME in Deutschland registriert. Im vergangenen Jahr erkrankten daran 287 Menschen. Gegen FSME schützt eine Vorsorgeimpfung, die alle paar Jahre aufzufrischen ist.
Sie wird denjenigen empfohlen, die sich in den FSME-Risikogebieten wie Baden-Württemberg sowie Teilen von Bayern und Thüringen aufhalten. Auch vor Reisen ins Ausland kann eine FSME-Impfung ratsam sein. In welchen Regionen ein Infektionsrisiko besteht, lässt sich unter anderem im Internet unter www.zecken.de erfahren.
Gegen die von Bakterien verursachte Lyme-Borreliose, die Nervensysteme und Gelenke schädigen kann und an der jedes Jahr schätzungsweise 60.000 Menschen in Deutschland neu erkranken, gibt es hingegen nur ein hundertprozentig sicheres Mittel: die Vermeidung von Zeckenstichen. Treten binnen vier Wochen grippeähnliche Symptome, Fieber Lymphknotenschwellungen oder die sogenannte Wanderröte auf, sollte sicherheitshalber ein Arzt aufgesucht werden. Denn bei der Borreliose drohen sonst noch nach Jahren Spätfolgen.
Gute Kleidung als Schutz
Um sich von vornherein gegen die blutdürstigen Zecken zu schützen, sollten Spaziergänger in Wald, Feld und Wiese lange Kleidung und feste Schuhe tragen. Über die Hosenbeine gestülpte Strümpfe erschweren den Zecken die Suche nach der nackten Haut. Wer einen Ausflug ins Freie unternommen hat, sollte anschließend seinen Körper gründlich nach Zecken absuchen. Die Tiere beißen sich vor allem an dünnen Hautstellen fest, etwa in den Kniekehlen, am Haaransatz oder unter den Armen. Bei Kindern sitzen Zecken häufig am Kopf oder Hals.
Hat sich eine Zecke in der Haut festgebohrt, sollte sie möglichst schnell, am besten mit einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange herausgedreht und die Bissstelle desinfiziert werden. Aber Vorsicht: Das Tier nicht quetschen oder mit Öl, Klebstoff oder anderen Chemikalien abtöten. Denn im Todeskampf entleert die Zecke ihren Mageninhalt in die Haut, dadurch steigt die Infektionsgefahr.
Auf handelsübliche Anti-Zeckenmittel ist indes kaum Verlass. Bei den meisten Sprays und Lotions sei der von den Herstellern versprochene lang anhaltende Schutz nicht garantiert, urteilte die Stiftung Warentest im vergangenen Jahr nach der Untersuchung von 20 Mitteln. Sie können höchstens eine ergänzende Hilfe sein.
Quelle: ntv.de