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Bewusstsein muss sich ändern "Zu viel Wasser geht verloren"

Trockenheit wird zum immer größer werdenden Problem.

Trockenheit wird zum immer größer werdenden Problem.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Weltwassertag erinnert an den weltweiten Wassermangel und zeigt die Herausforderungen auf, die die wachsende Weltbevölkerung und immer größere Städte mit sich bringen. Darüber spricht Süßwasser-Experte Martin Geiger von der Umweltorganisation WWF mit n-tv.de. 

n-tv.de: Gibt es eine ausreichende Wasserversorgung auf der Welt?

Martin Geiger: Grundsätzlich gibt es immer genug Wasser. 70 Prozent der Erde sind mit Wasser bedeckt, davon sind aber nur drei Prozent Süßwasser. Davon ist wiederum nur ein Drittel erreichbar, da es zum Beispiel in Gletschern gespeichert ist. Über eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu Trinkwasser, 2,5 Milliarden haben keine Abwasserversorgung. Das sind knapp 30 Prozent der Weltbevölkerung.

Wie kommt es zu dieser ungleichen Verteilung?

Einer der Hauptgründe ist das hohe Bevölkerungswachstum. Man versucht zwar, immer mehr Menschen an die Wasserversorgung und das Abwassersystem anzubinden. In weiten Teilen Afrikas und Ostasiens ist das aber mit der rasenden Entwicklung der Bevölkerung nicht zu vereinbaren.

Welche Möglichkeiten gibt es, um die Wasserversorgung zu verbessern?

Zunächst müssen die Hauptverbraucher, Landwirtschaft und Industrie, das Wasser effizienter einsetzen. Darüber hinaus gibt es noch außergewöhnliche, aber intelligente Maßnahmen: Auf den Kanaren beispielsweise wird Wasser aus dem Nebel gefiltert. Für Modelle dieser Art muss man natürlich viel Geld investieren und das kann sich nicht jeder leisten. Vor allem nicht diejenigen, die es wirklich nötig hätten.

Gehen wir mit dem Wasser zu verschwenderisch um?

Wie in diesem Township in Kapstadt gibt es gerade in Afrika oft keine Abwas- sersysteme.

Wie in diesem Township in Kapstadt gibt es gerade in Afrika oft keine Abwas- sersysteme.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Das kann man so sagen. Vor allem die Landwirtschaft braucht sehr viel Wasser, ungefähr 70 Prozent des Gesamtverbrauchs. Inzwischen gibt es aber Technologien, die es ermöglichen, große Mengen an Wasser einzusparen. Man spricht hier vom "more drop per crop"-Prinzip, also mehr Ernte bei gleichbleibendem Wassereinsatz. Auch die genetische Entwicklung trockenresistenter Getreidearten ermöglicht Wassereinsparungen und gute Ernten auch in Trockenzeiten. In der Industrie wird inzwischen viel Geld in geschlossene Kreisläufe, also die Wiederverwertung von Schmutzwasser, investiert. 

Inwieweit beeinflusst der Klimawandel das Wasservorkommen auf der Erde?

Es verschieben sich vor allem die Extreme. Nehmen wir eine Bergregion wie den Himalaya. Die Trockenzeiten werden immer trockener, die Regenzeiten immer nasser. Es gibt also nur noch zu viel oder zu wenig Wasser. So kann es dann vorkommen, dass mit Beginn des landwirtschaftlichen Produktionszyklus kein Wasser da ist, weil sich die Trockenzeit ausdehnt. Und auch in der Regenzeit wäre eine Produktion dann nicht möglich, weil die Felder überschwemmt sind.

Der Weltwassertag steht unter dem Motto "Wasser für die Städte: Antwort auf urbane Herausforderungen". Welche Probleme gibt es bei der Wasserversorgung von Städten?

Große Städte stehen für hohen Ressourcenverbrauch. Eine Metropole definiert sich über einen besonderen Lebensstil, der Energie und damit auch Wasser braucht. Das ist der sogenannte "Megacity"-Trend, der immer weiter zunimmt. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Infrastruktur von Großstädten. Oft gehen aufgrund defekter Rohrleitungen Unmengen von Wasser verloren.

Unterschätzen die Menschen die Bedeutung von Wasser?

Martin Geiger, Süßwasser-Experte von WWF.

Martin Geiger, Süßwasser-Experte von WWF.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ja, leider ist das noch so. Allerdings gibt es einen Trend dahingehend, die Wasserversorgung als große Herausforderung anzunehmen. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung um zwei Milliarden Menschen wachsen. Dann müssen neun Milliarden Menschen mit Wasser und landwirtschaftlichen Produkten versorgt werden. Außerdem müssen die sinkenden Energieressourcen durch den verstärkten Einsatz von Biomasse und Biokraftstoffen abgefangen werden. Beides sind biotechnologische Verfahren, die Wasser verbrauchen. Die Fachwelt hat dieses Dilemma erkannt, in der Bevölkerung ist das so noch nicht angekommen.

Mit Martin Geiger sprach Timm Leibfried

Quelle: ntv.de

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