US-Raumfahrtprojekte Zukunft steht in den Sternen
13.08.2009, 16:14 UhrZum Mond soll es gehen und von dort aus zum Mars. Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat hochfliegende Pläne. Doch unabhängige Experten sehen schwarz.

Mit den beiden Satelliten LRO und LCROSS will die NASA eine mögliche künftige bemannte Mission zum Mond vorbereiten.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Es klingt alles so schön, nach Aufbruch, nach neuer Mission. Bis 2020, lautet die kühne Marschrichtung der US-Raumfahrtbehörde NASA, wolle man zum Mond zurückkehren. Von dort sollen 2037 dann bemannte Flüge zum Mars starten. Daneben wollten die Weltraumexperten im Auftrage des US-Kongresses in den nächsten zehn Jahren 90 Prozent aller möglichen Killer-Asteroiden in Erdnähe aufspüren und überwachen. Unabhängige Experten holten jetzt jedoch die hochfliegenden Pläne auf den Boden der finanziellen Tatsachen zurück: Wegen akuten Geldmangels, machten sie unmissverständlich deutlich, steht die Zukunft der Projekte in den Sternen.
Ein von Präsident Barack Obama eingesetztes Expertenteam erklärte in Washington, für Erkundungen zum Mond uns Mars reiche das bislang geplante Budget in Höhe von neun Milliarden US-Dollar pro Jahr bei weitem nicht aus. Mindestens drei weitere Milliarden Dollar jährlich seien nötig, sagte die ehemalige Astronautin Sally Ride bei einer öffentlichen Sitzung des Gremiums.
Finanziell überzogene Ziele

Ex-Chef des US-Luft- und Raumfahrtunternehmens Lockheed und Leiter der von Obama eingesetzten Expertenrunde: Norman Augustine.
Der Vorsitzende der Expertenrunde, Norman Augustine, ließ unüberhörbar anklingen, dass den NASA-Plänen seiner Ansicht nach mitunter die Verbindung zur Realität fehle. Es mache der Raumfahrtbehörde seit Jahren zu schaffen, "dass man Ziele verfolgt, ohne über die Ressourcen zu verfügen, sie zu erfüllen", meinte der der frühere Chef des US-Luft- und Raumfahrtunternehmens Lockheed. "Dabei wollen wir nicht mitmachen, und deshalb sagen wir, wie es ist." Generell, fügten die Experten aber versöhnlich hinzu, dürfe man von den Plänen für einen bemannten Flug zum Mars aber nicht abrücken. Dies müsse das ultimative Ziel Raumfahrt bleiben.
Die unabhängigen Experten, die das gesamte bemannte Raumfahrtprogramm der USA unter die Lupe nehmen sollen, wollen am Freitag mit Regierungsvertretern und NASA-Entscheidungsträgern zusammenkommen. Ihr Bericht soll bis Ende des Monats fertig sein.
Missionen auf dem Prüfstand
Obama stellt das gesamte "Constellation"-Programm mit seinen Mond- und Mars-Missionen auf den Prüfstand. Erste Vorboten sind ernüchternd: Die Regierung will zwischen 2011 und 2013 rund 3,5 Milliarden Dollar an dem Projekt sparen. Sorgen um die Zukunft der NASA sind nichts Neues. "Wir haben viele Milliarden Dollar ausgegeben, um im Weltall einen klaren Vorsprung vor allen anderen Ländern der Erde zu haben", meinte Ex-NASA-Chef Michael Griffin beim 50. Jubiläum der Behörden im vergangenen Sommer. Jetzt sei man dabei, das zu verspielen, fügte er bitter hinzu.
Auch die amerikanische Nationale Akademie der Wissenschaften warnte vor knappen Mitteln bei der NASA. So fehle schon jetzt das Geld, um mögliche Killer-Asteroiden umfassend zu überwachen. Der US-Kongress hatte die Weltraumbehörde 2005 beauftragt, bis zum Jahr 2020 90 Prozent aller großen, erdnahen Asteroiden ausfindig zu machen und zu überwachen. Allerdings habe es die Politik versäumt, die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen, hießt es in einem jüngst veröffentlichten Akademie-Bericht.
Fehlende Mittel für Überwachung von "Killer-Asteroiden"

Illustration des Asteroideneinschlags auf der Erde, der vor 65 Millionen Jahren die Dinosaurier ausgerottet haben soll.
(Foto: dpa)
Wissenschaftler schätzen, dass sich rund 100.000 Asteroiden und Kometen in der Nähe der Erde befinden. Bei 20.000 davon bestehe die Gefahr eines Einschlages auf der Erde. Die NASA spürte laut dem Raumfahrt-Portal space.com bislang 6330 dieser Himmelsobjekte auf. 1000 davon sind in Umlaufbahnen unterwegs, die in der Zukunft eine mögliche Gefährdung der Erde darstellen könnten, sagte Lindley Johnson, Manager des NASA-Programms für Erdnahe Objekte.
Die Weltraumbehörde habe etwa 85 Prozent aller Asteroiden im Blick, die einen Durchmesser von mindestens einem Kilometer haben, sagte Johnson zu space.com. Seinen Worten zufolge wären über die nächsten 12 bis 15 Jahre 800 Millionen bis eine Milliarde Dollar für Bau und Unterhalt empfindlicher Teleskope nötig, um die meisten erdnahen Himmelskörper ausfindig zu machen.
Besondere Aufmerksamkeit schenkt die NASA derweil einem 130 Meter großen Asteroiden mit der Kennung 2007 VK184. Es gebe eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 2940, dass er im Zeitraum zwischen 2048 und 2057 auf der Erde aufschlage, meldet space.com. Sollte das geschehen, entspräche die zerstörerische Wucht 10.000 Hiroshima-Atombomben. In der Vergangenheit ist die Erde immer wieder von kosmischen Bomben getroffen worden. Zeugen davon sind teils spektakuläre Einschlagkrater wie der Barringer-Krater im US- Bundesstaat Arizona oder das Nördlinger Ries in Deutschland.
Quelle: ntv.de, Frank Brandmaier, dpa