Lohn für Erfinder und Tüftler Zukunftspreis wird vergeben
02.12.2008, 12:25 UhrWenn am 3. Dezember der Deutsche Zukunftspreis von Bundespräsident Horst Köhler verliehen wird, blicken Erfinder und Unternehmen wieder voller Spannung nach Berlin. Wer in diesem hochkarätigen Innovationswettbewerb das Rennen macht, ist nicht allein um 250.000 Euro Preisgeld reicher. Der Ruf des Zukunftspreises ist elf Jahre nach der ersten Vergabe so gut, dass oft eine bessere Vermarktung des Siegerprojekts möglich ist - manchmal weltweit. Doch in diesem Jahr fällt ein kleiner Schatten auf die abendliche Feier. Die Jury hat erstmals eine der vier nominierten Erfindungen wieder zurückgezogen, weil es Streit um Patentrechte gab.
Die Grundidee des Zukunftspreises hat noch immer noch einen Hauch von Daniel Düsentrieb. In die enge Auswahl der Jury kommen oft Projekte aus der Grundlagenforschung, aus denen in kurzer Zeit ein vielversprechendes marktreifes Produkt werden könnte. So prämierte die Jury im Jahr 2000 die Komprimierung von Audiosignalen - das war die Grundlage für den MP3-Spieler. Die Auszeichnung ging aber auch schon an Tüftler, die vorhandene Technik durch neue Ideen verbesserten. Nicht immer stehen große Unternehmen hinter den Erfindern. Guter Kontakte in die Wissenschaftsorganisationen oder Wirtschaftsverbände bedarf es aber schon, um für die Ehrung vorgeschlagen zu werden.
Auch dieses Jahr ein heißes Rennen
In diesem Jahr muss die Jury zwischen einem Verbesserungsvorschlag für Sonnenkraftwerke in heißen Regionen, einem "schlauen" Messfühler für Handys, Computer oder Navigationsgeräte und einem drahtlosen digitalen Funkmikrofon wählen. Es könnte zum Beispiel den Hörgenuss bei Live-Konzerten und Studioaufnahmen verbessern.
Ausgeschieden ist dagegen die Idee einer mitwachsenden Herzklappe für Kinder. Dafür war ursprünglich die Medizinische Hochschule Hannover nominiert. Nach eigenen Angaben hatte sie herzkranken Kindern die Klappen weltweit zum ersten Mal eingesetzt und die Ergebnisse veröffentlicht. Widerspruch gab es nach der Nominierung jedoch unter anderem aus der Berliner Charit. Die Klinik für Herzchirurgie hatte bereits im Jahr 2000 ein Biotechnologie-Unternehmen ausgegründet, das Patente für mitwachsende Klappen anmeldete. "Wir waren definitiv früher als Hannover", meint Forschungsleiter Wilhelm Erdbrügger. Die Niedersachsen sprachen nach dem Rauswurf dagegen von einer "gezielten Rufmordkampagne". Nun sollen Patentanwälte den Streit klären.
Streit um Patentrechte
"Mir tut die Sache unendlich leid", sagte der Jury-Vorsitzende Günter Stock, der seit 2008 auch Präsident der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ist. "Aber der Präsidentenpreis beinhaltet eine saubere Patentsituation." Direkte Kritik an der Jury ist von Insidern nicht zu hören. Sie sprechen hinter vorgehaltener Hand nur von einer schlechten Beratung des Gremiums. Der Patentstreit wird wohl weitergehen, wenn in Berlin schon die Sektkorken für den neuen Zukunftspreis-Gewinner knallen. Dollarzeichen wie Dagobert Duck haben die Sieger selten in den Augen. Sie pflegen ihre Viertelmillion Euro sofort wieder in ihre Forschung zu investieren.
Ulrike von Leszczynski, dpa
Quelle: ntv.de