Stichwort Autismus
23.12.2009, 11:24 Uhr
Szenenbild aus "Rain Man", in der die Geschichte eines Autisten erzählt wird.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Autismus ist eine schwere Entwicklungsstörung, die in den ersten drei Lebensjahren beginnt. Sie macht Kinder unfähig, zu den eigenen Eltern und anderen Personen eine normale Beziehung aufzubauen. Autistische Kinder können zunächst keine Geste und kein Wort verstehen. Sie ziehen sich zurück und kapseln sich ab. Sie entwickeln Stereotypien, zum Beispiel das Drehen von Rädern oder Wedeln mit Papier. Sie benutzen Spielzeug in immer gleicher, oft zweckentfremdeter Art. Viele fallen durch exzessives Sammeln auf oder durch ständiges Wiederholen einzelner Wörter oder Gesten. Jede Veränderung in ihrer Umwelt erregt sie stark.
Nach internationalen Untersuchungen sind von 10.000 Kindern etwa fünf autistisch. Jungen sind drei- bis viermal so häufig betroffen wie Mädchen. In Europa gibt es etwa eine Million Autisten, in Deutschland schätzungsweise 60.000. Die Ursache der Krankheit ist noch nicht vollständig geklärt. Mit Musik-Therapie oder über den Kontakt zu Delfinen versuchen Wissenschaftler, einen Zugang zu einzelnen eingekapselten Menschen zu finden.
Inselbegabungen möglich
Die intellektuelle Begabung der Betroffenen ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von schwerer geistiger Behinderung bis zu normaler Intelligenz. Etwa jeder zehnte Autist hat eine erstaunliche "Insel-Begabung" wie im Rechnen, in technischen Disziplinen, in der Musik und auf anderen Gebieten.
Auch etwa die Hälfte der Savants (französisch für Wissende, Gelehrte) gilt als Autisten. Weltweit sind etwa 100 Fälle von Savants mit einer stark ausgeprägten Entwicklungsstörung bekannt. Diese können anscheinend nichts vergessen und gelten als Genies auf einzelnen Fachgebieten. Sie können einmal gelesene Bücher auswendig, rechnen schneller als ein Computer, lernen Fremdsprachen in wenigen Tagen oder spielen einmal gehörte Musikstücke auswendig nach.
Allerdings sind Menschen mit einem Savant-Sydrom in der Regel mit den einfachsten Tätigkeiten ihres Alltags überfordert und brauchen Hilfe etwa beim Einkaufen oder sogar beim Anziehen.
Quelle: ntv.de, dpa