Stichwort Pädophilie
26.06.2009, 09:09 Uhr
Mit einer Medienkampagne suchte die Charité 2005 nach pädophilen Probanden für eine mehrjährige Therapie.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Pädophilie bedeutet nach der Definition des Instituts für Sexualwissenschaft der Berliner Charité die sexuelle Ausrichtung auf den kindlichen Kö rper. Wenn sich Erwachsene vom Körperschema von Jungen und Mädchen in der Pubertät angesprochen fühlen, sprechen Wissenschaftler von Hebephilie. Pädophilie und Hebephilie gelten in der Medizin als Störungen, die in gleicher Weise durch biologische, psychologische und soziologische Faktoren bestimmt sind. Welche Einflüsse beim Entstehen dieser Neigung wie zusammenkommen, ist bisher nicht bekannt.
Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung ist diese Neigung nicht heilbar. Die Betroffenen können nichts für ihre Anlage. Sie ist Schicksal wie eine chronische Krankheit - und bleibt es ein Leben lang. Das einzig realistische Therapieziel sehen Mediziner deshalb in einem verantwortungsvollen Umgang mit pädophilen oder hebephilen Impulsen. Das bedeutet, dass die Betroffenen keinen sexuellen Übergriff begehen und die Vergewaltigung von Kindern auch nicht durch das Anklicken von Kinderpornografie im Internet unterstützen.
In der Therapie lernen die Betroffenen deshalb, dass sie keine Schuld an ihrer Neigung haben - aber verantwortlich für ihr Handeln sind. Eine Therapie weckt zum Beispiel in Rollenspielen Verständnis für Kinder als Opfer von Vergewaltigungen. Pädophile sollen lernen, dass die Kinder keine sexuellen Wünsche haben, sondern die Männer sich das nur vorstellen. Auch Medikamente helfen, sexuelle Impulse zu unterdrücken. Ein Therapieplan sieht maximal 50 Therapiesitzungen je 90 Minuten vor.
Mit dem neuem Projekt will die Charité mögliche Täter am besten noch vor dem ersten Klick auf Kinderporno-Seiten im Internet erreichen. Mithilfe von TV-und Kinospots soll das Problembewusstsein geschärft und die Hemmschwelle zur Nutzung von Kinderpornografie über das Internet erhöht werden. Betroffene sollen zur Therapieteilnahme motiviert werden.
Diesen Weg halten Charité-Mediziner für möglicherweise erfolgreicher und nachhaltiger als Geld- oder Freiheitsstrafen. Männer, die keine Motivation zur Therapie erkennen ließen, sollen nach Meinung der Ärzte aber zur Rechenschaft gezogen werden. Straftaten seien mit einer pädophilen Neigung nicht zu entschuldigen.
Quelle: ntv.de, dpa