Frage & Antwort, Nr. 45 Gibt es eine Marienkäferplage?
16.10.2008, 09:02 Uhr
Marienkäfer im Sommer 2009 an der Ostsee.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
In meinem Fensterkasten habe ich seit knapp zwei Wochen unzählige Marienkäfer. Gibt es derzeit eine Marienkäfer-Plage in Berlin oder gar in Deutschland? (fragt Tristan A. aus Berlin-Mitte)
Eine Plage gibt es nicht, sagt Ingo Ludwichowski vom Naturschutzbund NABU. Allerdings seien die Marienkäfer derzeit auf der Suche nach einem Winterquartier. "Marienkäfer überwintern nicht als Ei oder Larve, sondern als Alttier", erläutert der Experte.
Normalerweise überwintern Marienkäfer unter Steinen, in Baumritzen, unter Laubhaufen oder an einem ähnlich gut geschützten Ort. In der Stadt suchen sie Schutz in oder an Häusern. Zudem verbringen Marienkäfer den Winter nicht allein, sondern in großen Gruppen von 100 oder mehr Käfern - ein voller Fensterkasten ist insofern nichts Besonderes. Wer die Tierchen aus seiner Wohnung wirft, muss kein schlechtes Gewissen haben: Solange es nicht friert, haben die Käfer ausreichend Zeit, sich einen besseren Ort zum Überwintern zu suchen.
In vielen Städten ist die häufigste Marienkäferart mittlerweile der Ostasiatische Marienkäfer, der in China und Japan beheimatet ist. Aber wie kommt dieser Marienkäfer aus Japan oder China nach Deutschland? "Über Belgien", erklärt Ingo Ludwichowski. "Der wurde dort in Gewächshäusern zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt, ist dann ausgebüchst und hat sich relativ schnell über größere Teile Europas verbreitet."
Eine Bedrohung für die einheimischen Arten stellt der Ostasiatische Marienkäfer bislang nicht dar. Zwar frisst der Ostasiatische Marienkäfer auch die Larven anderer Marienkäfer-Arten. "Bisher sieht es aber nicht danach aus, als würde er die anderen Arten nachhaltig dezimieren."
Man erkennt den Ostasiatischen Marienkäfer an einer Zeichnung auf dem Halsschild, die einem "M" ähnelt. Er hat meist sehr viele Flecken und ist etwas gelblicher als unser Siebenpunkt-Marienkäfer, aber "Färbung ist bei Marienkäfern kein sehr genaues Merkmal, die variiert zu stark", so Ingo Ludwichowski. Der Zweipunkt-Marienkäfer beispielsweise kann schwarz mit roten Punkten, rot mit schwarzen Punkten oder vollständig schwarz sein.
Was sagt die Zahl der Punkte?
Die Zahl der Punkte hat übrigens mit dem Alter der Marienkäfer nichts zu tun; sie markieren lediglich unterschiedliche Marienkäferarten. In Deutschland gibt es etwa 70 Arten, weltweit sind es 4500.
Und um gleich ein weiteres Missverständnis aufzuklären: Das gelbliche Sekret, das Marienkäfer ausscheiden, riecht zwar unangenehm, ist aber kein Kot. Mit dem giftigen Sekret schützen Marienkäfer sich vor Feinden, zum Beispiel vor Ameisen; Ameisen greifen Marienkäfer an, um Blattläuse zu schützen, da ihnen der von den Blattläusen ausgeschiedene Honigtau als Nahrung dient. Für den Menschen ist das gelbliche Sekret der Marienkäfer ungefährlich.
Quelle: ntv.de