Frage & Antwort, Nr. 55 Reisen wir in Zukunft durchs All?
15.01.2009, 09:33 Uhr400 Jahre nach der ersten Himmelsbeobachtung mit einem Teleskop durch Galileo Galilei haben die Vereinten Nationen 2009 zum Internationalen Jahr der Astronomie erklärt. In mehr als 130 Ländern bieten wissenschaftliche Einrichtungen, Sternwarten und Planetarien Sonderschauen. Von dem Jahr erhoffen sich Himmelsforscher, die Menschen wieder mehr für den Blick zu den Sternen begeistern zu können. Wie sieht's denn aus: Sind Reisen durch das Weltall für den Menschen in naher Zukunft möglich?

Die Beobachtung des Sternenhimmels kann mehr als romantisch sein.
Der Physiker Hans Meinl vom Zeiss Planetarium in Jena ist da skeptisch. Technisch, so meint der Wissenschaftler, könnten wir heute längst auf dem Mars sein. Schließlich sind schon vor 40 Jahren die ersten Menschen auf dem Mond gelandet. "Hätten wir das konsequent weitergeführt, wären wir auch schon viel weiter", sagt Meinl.
Doch dazu brauche es zweierlei: zum einen Menschen mit dem Bestreben, "so etwas tun zu wollen", zum anderen "die finanziellen Möglichkeiten". Und so kommt Meinl zu dem Schluss: "Es sieht nicht danach aus, dass in naher Zukunft ferne Reisen, zum Beispiel durch die Milchstraße, möglich sind. Dort könnte es allerdings", so der Hinweis der Physikers, "Erden geben, auf die die Menschheit ausweichen könnte. Man muss bedenken, das Leben der Sonne ist begrenzt."
Es gibt also woanders Planeten wie die Erde?
"Die Hoffnung auf eine erfolgreiche Suche besteht", so Meinl. "Es spricht vieles dafür, dass auch erdähnliche Planeten um ferne Sonnen existieren, nur reichen unsere heutigen Beobachtungstechniken noch nicht aus", erklärt der Forscher. "Mittlerweile wurden über 300 Planeten um ferne Sonnen nachgewiesen, sie sind aber alle eher den Riesenplaneten in unserem Sonnensystem ähnlich, wie etwa Jupiter. Bei einigen wenigen konnten bereits einfachste organische Verbindungen nachgewiesen werden."
Begeistert Astronomie?
"Leider ist das Interesse relativ gering", findet Meinl. Vom "Jahr der Astronomie" erhoffen sich die Himmelsforscher, den Blick der Menschen wieder auf die Sterne lenken zu können. Meinl erklärt das geringe Interesse an den Gestirnen mit dem Arbeitsleben. "Die Menschen sind mit ihrem Alltag beschäftigt, mit Stress. Hinzu kommt", so der Forscher", "dass uns der Blick zu den Sternen seit Jahren verwehrt wird. Durch Luftverschmutzung, aber auch durch Licht. Alles wird heutzutage angestrahlt, Denkmäler, Kirchen, öffentliche Gebäude. Da ist vor allem in Ballungsgebieten nicht mehr viel vom Himmel zu sehen."
Dabei, so Meinl, könne es persönlich bereichernd sein, sich mit dem wunderschönen, ruhigen Sternenhimmel auseinanderzusetzen. Meinl sieht die Astronomie auch als Zugpferd für große technologische Entwicklungen. "Um das Universum zu erforschen, brauchen wir gewaltige Apparate, Teleskope, Satelliten", so sein Hinweis. Und auch in der Philosophie spiele die Astronomie eine große Rolle. "Sie wirft Fragen auf, woher kommt der Mensch als Teil des Kosmos, wo geht er hin? Die Unendlichkeit des Universums zeigt uns, dass wir nur ein kleiner Teil davon sind. Das sollte uns zu denken geben, uns vielleicht nicht ganz so wichtig zu nehmen.
Quelle: ntv.de