Frage & Antwort, Nr. 180 Warum sind Dänen größer als Italiener?
12.07.2011, 07:14 Uhr
Kleine Dänen werden für diesen Job nicht zugelassen: Männer der Königlichen Leibgarde sind mindestens 1,75 Meter groß.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Frisch zurück aus dem Urlaub in Süditalien, geht mir eine Frage nicht aus dem Kopf: Trifft meine Beobachtung wirklich zu oder bilde ich mir das ein, dass Italiener kleiner sind als Dänen? Und wenn das grundsätzlich stimmen sollte, dann möchte ich wissen: Warum ist das so? (fragt Elisabeth S. aus Düsseldorf)
Die Statistik gibt unserer Leserin Recht: Was die durchschnittliche Körpergröße der Europäer anbelangt, besteht zwischen nördlichen und südlichen Ländern tatsächlich ein Gefälle. Am deutlichsten ist der Größenunterschied zwischen Maltesern und Niederländern. Während die Bevölkerung des Zwergstaats im Mittelmeer durchschnittlich gerade mal die 1,65 Meter-Marke erreicht, bringen es die Menschen in Amsterdam und Umgebung auf gut 1,81 Meter (Männer) bzw. 1,67 Meter (Frauen) und damit im Schnitt auf 1,74 Meter. Sie sind also etwa einen halben Kopf größer als die südeuropäischen Inselbewohner.
Das Höhenwachstum der Italiener und Dänen differiert nicht ganz so stark, ist aber dennoch auffällig: Die männlichen Nachfahren der Wikinger überragen ihre italienischen Geschlechtsgenossen mit gut 1,79 Meter um fast 6 Zentimeter. Die nordischen Frauen sind mit 1,66 Meter gut 3 Zentimeter größer als die südländischen Signore. Im Schnitt messen die Dänen in der Senkrechten mehr als 1,72 Meter, die Italiener 1,68 Meter.
Kälteres Klima, größerer Körper
Melanie Künzie vom Institut für Biologische Anthropologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg erklärt dieses Phänomen folgendermaßen: "Die Dänen sind an eine kältere Klimazone angepasst als die Italiener. Die unterschiedliche Körpergröße ist also eine Umweltadaptation. Eine größere Statur ist nämlich in kälteren Regionen energetisch günstiger. Kleinere Körper verlieren – um es kurz zu sagen – mehr und schneller Wärme."
Im schweißtreibenden Süden, wo die Menschen mit weiß getünchten Häusern, Ventilatoren, Eisgetränken, Fächern etc. einiges tun, um sich ein wenig Abkühlung zu verschaffen, ist eine geringere Körpergröße demnach ausgesprochen vorteilhaft. Sie hilft dabei, einen halbwegs kühlen Kopf zu bewahren.
Die Theorie zu dieser These kommt, wie Künzie ausführt, aus dem Tierreich. "Hier greift die Bergmannsche Regel. Die besagt, dass artverwandte Tiere umso mehr an Körpergröße und Masse zunehmen, je kälter der Lebensraum ist." Das leuchtet ein, denn umso geringer ist dann offenbar der Wärmeverlust.
Äquator versus Südpol

Der Niederländer unter den Pinguinen: ein Kaiserpinguin in der kalten Antarktis.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Auch ein Beispiel hat die Expertin parat: Kaiserpinguine, die in kälteren Regionen leben, bringen rund 30 Kilogramm auf die Waage und werden bis zu 114 Zentimeter groß. Die am Äquator beheimateten Galapagospinguine dagegen wiegen nur 2 Kilo und wachsen nicht über 53 Zentimeter hinaus.
So weit eine Erklärung. Anderen Theorien zufolge spielen für die Durchschnittsgröße der Menschen in den einzelnen Ländern auch die jeweiligen wirtschaftlichen und medizinischen Umstände eine Rolle. Wie gut ist die Ernährung? Wie viele und welche Krankheiten gilt es in der Kindheit zu bewältigen? Und was liegt in den Genen?
Letztlich beeinflussen zahlreiche Faktoren das Wachstum. Doch so oder so würde ein Italiener zu diesem Thema wohl sagen: "Nella botte piccola c'è il vino buono", was übersetzt so viel heißt wie: "Auch in einer kleinen Flasche steckt ein guter Tropfen." Oder anders ausgedrückt: Klein, aber oho!
Quelle: ntv.de