Fundsache, Nr. 1202 Füße einer Sphinx
10.07.2013, 15:08 Uhr
Möglicherweise stammt die Sphinx aus der alten Stadt Heliopolis bei Kairo.
(Foto: Amnon Ben-Tor/Sharon Zuckerman)
Zwischen Babylon und Ägypten herrschte früher reger Handel. Das belegen zahlreiche Funde in Hatzor, einer einst mächtigen Stadt im Norden Israels. Nun sind Archäologen dort auf die Füße einer Sphinx gestoßen. Und wie es sich für eine solche gehört, gibt sie den Forschern ein Rätsel auf.
Archäologen der Jerusalemer Hebräischen Universität haben einen kostbaren Fund gemacht: Auf Tel Hatzor im Norden Israels entdeckten sie die Füße einer königlichen Sphinx. Sie ist offenbar dem ägyptischen König Mykerinius gewidmet, dessen Name in Hieroglyphen in die Steinfigur eingemeißelt ist. Er herrschte vor über 4000 Jahren und gilt als einer der Erbauer der Pyramiden von Gizeh. Es ist die bislang einzige Sphinx, die den Namen dieses Pharaos trägt.
Nach Angaben der Entdecker, Amnon Ben-Tor und Sharon Zuckerman, enthält die Hieroglypheninschrift das Zeichen für die Formel: "Geliebt von Gott, der ihm ewiges Leben verlieh". Das deute auf die Herkunft der Statue aus der alten Stadt Heliopolis bei Kairo hin, so die Experten.
Die Reste der Sphinx wurden in einer Zerstörungsschicht aus dem 13. vorchristlichen Jahrhundert gefunden, nahe dem Eingang zum Königspalast. Es sei unwahrscheinlich, dass die Sphinx zu Lebzeiten von Pharao Mykerinius nach Hatzor gebracht worden sei, da es keine Hinweise zu Beziehungen zwischen Ägypten und dem damaligen Land Kanaan im dritten vorchristlichen Jahrtausend gibt.
Geschenk für den König von Hatzor?
Wahrscheinlicher ist nach Angaben der Forscher, dass die Statue im zweiten Jahrtausend vor Christi nach Hatzor gelangte, während der Dynastie der Hyksos, die ursprünglich aus Kanaan stammten und zeitweilig über Ägypten geherrscht haben. Möglich sei auch, dass die Statue ein Geschenk für den König in der Periode zwischen dem 15. und 13. Jahrhundert nach Hatzor gelangt war, als Kanaan unter ägyptischer Herrschaft stand.
Hatzor war einst eine mächtige Stadt. Das rund 100 Hektar große Ausgrabungsgelände ist von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt. Im biblischen Buch Josua wird Hatzor "Kopf aller Königreiche" genannt. Die Stadt lag an der strategisch wichtigen Verbindungsstraße zwischen Babylon (heute Irak) und Ägypten, den Großmächten der biblischen Zeit.
Mit der Eroberung von Hatzor unter Josua war der Weg für die Israeliten frei, das Land Kanaan zu erobern. Unter König Salomon wurde die Stadt wieder aufgebaut und befestigt. Die Assyrer zerstörten sie endgültig im Jahr 732 vor Christi. In Hatzor sind bei früheren Ausgrabungen zahlreiche Funde gemacht worden, die einen regen Handel zwischen Babylon und Ägypten bezeugen.
Quelle: ntv.de