Fundsache, Nr. 790 Hauptstraße nach Jerusalem
10.02.2010, 13:55 Uhr
Byzantologen machten Freudensprünge, als sie den Fund besichtigten.
(Foto: U. Sahm)
Israelische Archäologen haben am Jaffator in der Altstadt Jerusalems eine etwa 1500 Jahre alte Hauptstraße ausgegraben. Die israelische Archäologiebehörde teilte mit, der Fund bestätige eine Darstellung auf der antiken Madaba-Mosaikkarte des Heiligen Landes. Das Madaba-Bodenmosaik in einer byzantinischen Kirche aus dem sechsten Jahrhundert in Jordanien zeige deutlich, dass der Eingang nach Jerusalem damals von Westen über eine einzige, breite Straße durch ein sehr großes Tor führte.
Im Zuge von Infrastrukturarbeiten habe man erstmals die Gelegenheit gehabt, im Bereich der alten Straße zu graben. Sie stammt aus der Zeit, in der Jerusalem eine christliche Stadt wurde. Der zuständige Archäologe Ofer Sion habe auf der Basis der Madaba-Karte die alte Straße im Bereich der Renovierungsarbeiten vermutet. "Zu unserer großen Begeisterung haben wir in einer Tiefe von etwa 4,5 Metern unter der heutigen Straße die großen Steinplatten gefunden, mit denen der Weg gepflastert war", sagte Sion. Die mehr als einen Meter langen Platten seien allerdings inzwischen "unter dem Gewicht der Jahrhunderte" geborsten.
Jerusalem wird seit rund 160 Jahren wissenschaftlich erforscht, aber noch nie war es möglich, unter die heutige Straße am Eingangstor Jerusalems zu schauen. In der Tiefe des Loches, neben dem freigelegten Straßenbelag aus rotem Jerusalemer Kalkstein, ist eine gut erhaltene Häuserfassade mit einem Türrahmen zu sehen. Offenbar handelt es sich um einen Schmuckladen. Archäologen fanden kleine Metallkugeln, die einst zum Wiegen von Gold und Silber dienten. Der Laden an der alten Straße sei irgendwann im 12. oder 14. Jahrhundert gebaut worden.
Die Ausgrabung wird demnächst wieder zugeschüttet, um nicht den Weg von Millionen jüdischen, christlichen und muslimischen Pilgern zu ihren jeweiligen heiligen Stätten zu versperren. „Wir haben erneut einen Beweis für die Genauigkeit der Madaba-Karte gefunden“, sagte Sion.
Quelle: ntv.de, usa/dpa