Fundsache, Nr. 741 Kultstätte aus der Bronzezeit
11.11.2009, 10:39 Uhr
Bei den Grabungen im Altenburger Land wurde auch schon eine Siedlungsanlage entdeckt.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Eine alte Kultstätte aus der späten Bronze- und frühen Eisenzeit vor rund 3000 Jahren haben Archäologen auf einem Hügel bei Gößnitz im Altenburger Land entdeckt. "Das ist eine kleine Sensation", sagte Ines Spazier vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Sie vermutet, dass die Stätte zu einer erst im Sommer entdeckten, rund 500 Meter entfernt gelegenen Siedlung gehörte. Dort waren unter anderem alte Webgewichte gefunden worden. In der nun zutage getretenen Grube seien vermutlich Tierknochen als Opfergabe verbrannt worden. Anschließend wurde sie mit Keramikscherben abgedeckt. Die Funde sollen nun geborgen und restauriert werden. Denn bald wird dort schweres Baugerät eine neue Ortsumfahrung bauen.
Vermutlich war die Opferstätte sogar überdacht, wie Spazier erklärte. Darauf deuteten Pfostenverfärbungen in der Erde hin. Die damaligen Menschen könnten in der nahe gelegenen Siedlung gelebt und gearbeitet und ihre kultischen Handlungen auf dem Hügel vollzogen haben. Gräber seien jedoch im Umfeld nicht gefunden worden. Insgesamt haben die Experten rund 23.000 Quadratmeter Fläche untersucht. Erst in der letzten Grabungswoche seien sie auf diesen Kultort gestoßen.
Archäologe Uwe Petzold schätzt, dass sein Team rund zehn Kilogramm Keramik von unterschiedlichen Gefäßen bergen wird. Diese Gefäße seien offensichtlich bewusst für kultische Handlungen zerschmettert und auf der Grube positioniert worden. "Vor 3000 Jahren Keramik herzustellen war eine ziemliche Prozedur", sagte Spazier. "Die dann mutwillig zu zerstören - da spiegelt sich ein tiefer Glaube wider." Verschiedene Verfärbungen in der Grube deuteten zudem darauf hin, dass mehrfach geopfert wurde. "Der bronzezeitliche Mensch hat auch Mächte verehrt, die er offenbar in der Erde beheimatet hatte", erläuterte Petzold zu der Opferstelle im Boden. Darauf deuteten auch Funde andernorts hin.
Quelle: ntv.de, dpa