Fundsache

Fundsache, Nr. 819 Leben ohne Sauerstoff

Sauerstoff ist am Meeresboden Mangelware. Möglicherweise gibt es noch andere Mehrzeller, die ebenfalls ohne Sauerstoff auskommen.

Sauerstoff ist am Meeresboden Mangelware. Möglicherweise gibt es noch andere Mehrzeller, die ebenfalls ohne Sauerstoff auskommen.

Forscher haben im Mittelmeer das erste mehrzellige Tier entdeckt, das völlig ohne Sauerstoff lebt. Diese Eigenschaft war bislang nur von Bakterien und einigen wenigen einzelligen Tieren bekannt. Die Gruppe um Roberto Danovaro von der Università Politecnica delle Marche im italienischen Ancona berichtet im britischen Fachjournal "BMC Biology" über ihre Resultate. Bislang gingen die meisten Biologen davon aus, dass mehrzellige Tiere zumindest nicht während ihres ganzen Lebens ohne Sauerstoff auskommen können.

Danovaro und seine Kollegen untersuchten 0,2 bis 0,3 Millimeter kleine Meerestiere aus der Gruppe der Loricifera ("Brustpanzer-" oder "Korsett-Tierchen"). Deren Lebensraum ist das Wasser zwischen den Sandkörnern, an denen sie sich extrem fest anheften. Drei Expeditionen nahmen Proben in sehr sauerstoffarmen und salzhaltigen Regionen am Grunde des Mittelmeeres - die Grundlage der neuen Ergebnisse. Die Organismen wurden mit großem Aufwand und zahlreichen Verfahren analysiert. Mit Blick auf die Ergebnisse schreibt das Team nun: "Dies ist der erste Nachweis eines Lebenszyklus bei Mehrzellern, der ohne Sauerstoff auskommt."

Fast alle Tiere gewinnen ihre chemische Energie mit Hilfe des Elements Sauerstoff. Die wenigen Ausnahmen von dieser Regel erinnern an Bakterien, die diese Fähigkeit über viele Millionen Jahre hinweg zur Meisterschaft entwickelt haben. Viele dieser Arten ziehen ihre Energie etwa aus Schwefelverbindungen. Solche Bedingungen mag es in der Frühzeit des Lebens auch in der "Ursuppe" gegeben haben, in denen das Leben entstand.

Am und im Meeresboden gibt es weite Bereiche, in denen Sauerstoff absolute Mangelware ist. Dies ist das Terrain der neu beschriebenen mehrzelligen Spezialisten, von denen es womöglich noch mehr gibt. zu.

Quelle: ntv.de, dpa

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